Er freut sich, also denkt er?

Forschung: Zeigen Roboter soziale Verhaltensweisen, trauen wir ihnen eigenständiges Denken zu

ICub - Festival Economia 2018, Bild: Niccolò Caranti, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Ein Roboter ist ein Roboter. Er tut, wozu er gebaut wurde. Oder? Was ist, wenn er lächelt, wenn er uns begrüßt, wenn er emotionale Reaktionen zeigt? Sehen wir dann in ihm auch nur eine Maschine? Oder ein eigenständiges Wesen, das denkt und fühlt und eigene Wünsche verwirklicht?

Eine neue Studie von Forscher_innen um Agnieszka Wykowska am Italian Institute of Technology legt nahe, dass Menschen Robotern eher unterstellen, eigenständig zu denken und nach ihren eigenen Ideen und Wünschen zu handeln, wenn sie menschliche Verhaltensweisen zeigen.

In drei Experimenten mit 119 Teilnehmenden untersuchten die Forscher_innen, wie die Personen einen menschenähnlichen Roboter, den iCub, wahrnehmen würden, nachdem sie mit ihm in Kontakt getreten waren und gemeinsam Videos angesehen hatten.

Die Testpersonen füllten vor und nach der Begegnung mit dem Roboter Fragebögen aus. Darauf waren beispielsweise Bilder zu sehen, die den Roboter zeigten, wie er ein Werkzeug auswählt. Die Teilnehmenden sollten dann jeweils bewerten, ob der Roboter das nächstliegende greift oder von einem Werkzeug fasziniert ist und es deswegen auswählt.

Die Forscher_innen gestalteten unterschiedliche Begegnungen mit dem Roboter. In zwei der Experimente verhielt er sich menschlich, begrüßte die Teilnehmenden, fragte sie nach ihrem Namen, hielt Blickkontakt. Beim Videogucken reagierte der Roboter mit (vermeintlichen) menschlichen Gefühlsausdrücken: Traurigkeit, Ehrfurcht oder Freude. Im dritten Experiment verhielt er sich hingegen wie eine Maschine. Statt Emotionen gab es nun bloß Pieptöne und mechanische Bewegungen. Die Gespräche mit den Teilnehmenden begrenzten sich auf aufgezeichnete Sätze über technische Prozesse, die er durchlief.

Die Forscher_innen fanden heraus, dass Teilnehmende, die sich Videos mit dem menschenähnlichen Roboter ansahen, die Handlungen des Roboters eher als beabsichtigt und nicht als programmiert einstuften, während die Gruppe, die nur mit dem maschinenähnlichen Roboter interagierten, dies nicht taten. Dies zeigt, dass der bloße Kontakt mit einem menschenähnlich aussehenden Roboter nicht ausreicht, um die Menschen glauben zu lassen, dass er zu Gedanken und Gefühlen fähig ist. Es ist eher das menschenähnliche Verhalten, das ausschlaggebend dafür ist, dass er als Akteur mit eigenen Absichten wahrgenommen wird.

*Vorteilhaft für den Einsatz in der Pflege?*
Laut Wykowska zeigen diese Ergebnisse, dass Menschen eher glauben, dass eine künstliche Intelligenz zu eigenständigem Denken fähig ist, wenn sie den Eindruck erweckt, dass sie sich genau wie Menschen verhalten kann. Dies könnte sich auf das Design zukünftiger sozialer Roboter auswirken, sagte sie.

"Soziale Bindungen mit Robotern könnten in bestimmten Kontexten von Vorteil sein, wie etwa bei sozial unterstützenden Robotern. In der Altenpflege könnte die soziale Bindung zu Robotern beispielsweise dazu führen, dass die Empfehlungen zur Medikamenteneinnahme besser befolgt werden", so Wykowska. Für welche Bereiche solche menschlich erscheinenden Roboter hilfreich sind und wo ihr Einsatz eher kontraproduktiv ist, soll in weiteren Studien untersucht werden.

Die Forschungsergebnisse wurden in der Zeitschrift Technology, Mind, and Behavior veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung