Dunkelblau

Wettbewerbsbeitrag von Leonie Lena Strobel, 13 Jahre

Dumpfes Rauschen drang an meine Ohren, kalte Wellen, die Strömung, die mich immer wieder von rechts nach links wirbelte, umgab, umspülte mich, als ich in das tiefe Meer sank. Dunkel. Doch nicht schwarz, oben war es hell und unten dunkel, … aber- … nun mal nicht schwarz … ich wollte nach unten.  Die Tiefe war ein kleines bisschen blau, wie ein kleiner Hoffnungsschimmer. Wie … Wie hieß nicht, dass es Hoffnung gab. Wie war nur ein Vergleich, ein kleines Wörtchen an das man sich klammern könnte, wollte man sich noch an etwas festklammern können. Aber ich wollte nicht mehr. Wozu sollte ich mich denn noch an etwas festklammern, dass mich mich schlecht fühlen ließ? Dass mich jeden Tag leiden ließ, dass ich hasste? Dass ich beenden wollte?
Wie eine Schülerin war ich, die in einer Klausur saß und nichts wusste. Die sich schlecht fühlte, wusste, dass sie gerade dabei war, zu versagen. Nur dass meine Klausur mein ganzes Leben war.
Ich wollte, dass das Blau der Tiefe verschwand und sich in schwarz verwandelte. Nichts, das sagte, da wäre Hoffnung. Da war keine. Nein, wirklich, dieses Blau ließ mich fast verrückt werden, genau wie das in meinen Augen brennende Salzwasser.
Ich sank immer tiefer, spürte die Kälte, spürte, wie sich meine Kleidung mit Wasser vollsog. Merkte, wie mir langsam die Luft ausging, das dunkelblau vor meinen Augen immer wieder schwarz flackerte.
Endlich ist es soweit, sagte ich zu mir selbst. Endlich.
Die Leute sagten immer, in den letzten Augenblicken würde man all die schönen Erinnerungen sehen, doch ich sah nichts. Nur ein Flackern, immer stärker und länger werdend. Immer öfter setzte mein Sehen aus. Immer mehr stach die Angst wie ein Dorn in mein Herz. Und dann, plötzlich, spürte ich etwas anderes. Etwas, dass meine Hand- oder war es mein Fuß?, ich nahm nur noch irgendeine Berührung wahr -griff und umschloss und nicht mehr losließ, mich nach oben trug. Meine Rettung? Es wäre zu schön, als dass es sein konnte. Ich wusste nicht, wie und ob ich mir es nur einbildete, doch das Flackern wurde schwächer, genau wie meine Angst. Das Gefühl, dieses Stechen in meinem Herzen, nahm ab und wurde ersetzt durch etwas, dass andere Leute wohl als Hoffnung beschrieben hätten.
Es wurde heller und ganz schemenhaft konnte ich meine Rettung erkennen.
Genauso wie ich begriff, wenn auch nicht vollständig, dass mich das Leben anscheinend doch noch nicht loswerden wollte. Dass es Leute gab, die mich auffingen, mich vor dem Ertrinken in meiner eigenen Angst erretten, mir helfen wollten. Und ja … diese Person, dieser Mensch hatte mir grade meine Berufung gezeigt. Ich will anderen Menschen helfen. Das Leben hält doch irgendwie an einem fest und auch wenn es mir gerade noch alles ausweglos erschien – warum sonst sollte mich jemand retten, wenn das Schicksal nicht noch etwas für mich geplant hatte?

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Am 27. November 2022 fand die Lesung zum Schreibwettbewerb VERWANDELBAR statt, bei der fünf der Gewinner:innen ihre wunderbaren Texte präsentierten. Moderiert wurde die Lesung durch den Autor Manfred Theisen, der auch Mitglied der Jury war.

Autorin / Autor: Leonie Lena Strobel, 13 Jahre