„Steh auf Rachel, es ist 7 Uhr!“ Meine Mutter platzt gut gelaunt wie immer in mein Zimmer und schnappt mir mein Kissen weg. “Hey!“ Verschlafen versuche ich mein Kissen wieder zu bekommen, gebe es jedoch schnell wieder ohne Erfolg auf und schmeiße mich zurück auf mein Bett, wo nur noch ein kaltes Laken übriggeblieben ist. Montagmorgen, ich werde mich nie damit anfreunden. „Zieh dich an, wir müssen in 15 min los “ Und so schnell sie reingeplatzt ist, ist sie auch schon wieder verschwunden. Schritt für Schritt versuche ich mich zu überwinden hochzukommen. Erst setze ich mich hin und entferne meinen Augenschlaf, und mit einem schnellen Sprung stehe ich auf, ganz nach dem Motto Augen zu und durch. Schwankend steh ich in meinem Zimmer und muss leider feststellen, dass ich mich etwas überschätzt habe. Mir wird schwarz vor den Augen und mein Gesicht knallt auf den Boden. Langsam taste ich mein Gesicht ab, es ist nichts passiert, aber mein Kopf schmerzt höllisch. Ein typischer Montag Beginn. Schnell gucke ich auf die Uhr, noch 10 min Zeit. Stürmisch renne ich aus meinem Zimmer, wobei ich meinen Fuß an der Tür stoße, und mit Schmerz humpelnd das Bad ansteuere. Von unten kann ich schon Papas leckere Pfannkuchen riechen und sofort läuft mir das Wasser im Mund zusammen, wenigstens eine Sache, auf die ich mich freuen kann. Besser gelaunt gelange ich in das Bad, laufe zum Waschbecken und kippe Wasser über meinen Kopf, da dieser immer noch brennt. Fertig gemacht, renne ich die Treppenstufen runter, um wenigstens noch einen Pfannkuchen genießen zu können. „Guten Morgen meine Kleine, hast du Hunger“ Papa lächelt mich freundlich an und deutet mit seiner Hand auf den leeren Stuhl neben sich. Sofort steckt mich sein Lächeln an und ich setzt mich gut gelaunt auf den Stuhl. Auch Mama setzt sich noch kurz hin und schnappt sich einen der Pfannkuchen. Ich tu es ihr gleich und schnappe mir auch eines der lecker duftenden Pfandkuchen. „Ich will mir noch einen Tee machen, willst du auch einen Rachel?“ Papa steht auf und wartet auf meine Antwort. „Ja gerne“ mit vollem Mund antworte ich ihm schmatzend, worüber meiner Eltern nur schmunzeln. Papa kam nach kurzer Zeit mit 2 Tassen in der Hand zurück und überreicht mir eine der Tassen. Ich probiere gleich einen Schluck von dem Früchtetee zu trinken, verbrenne mich aber schmerzvoll. „Alles gut Rachel?“ fragt mich meine Mutter besorgt. „Ja alles gut, der Tee ist nur etwas heiß.“ Sie nickt und fängt an, wieder zu essen. Kipp dir den Tee über deinen Kopf, mein Kopf fängt an zu schmerzen. Rachel tu es, eine weitere Stimme flüstert. Rachel mach es, kipp dir den heißen Tee über, es drängen sich immer mehr Stimmen in meinen Kopf und ohne Kontrolle tue ich das, was sie mir befehlen. Mit zitternden Händen und einem unerträglichen Geräusch von vielen fremden Stimmen in meinen Kopf greife ich nach der Tasse und kippe sie mir über. Der heiße Tee läuft über meinen Rücken und verbrennt meine Haut. Die Stimmen lachen und verschwinden dann so plötzlich, wie sie aufgetaucht sind. Der Schmerz wird immer größer und lässt mich schmerzerfüllt aufschreien. Ich springe sofort von meinem Stuhl, lasse meine Eltern verstört zurück und renne die Treppen hoch in Richtung Badezimmer. Im Bad angekommen schließe ich die Tür ab und gehe zum Spiegel, jedoch bereue ich es, denn der Anblick ist erschreckend. Mein Kopf ist rot angeschwollen und überall auf meinem Körper sind Brandblasen. Ich mache den Wasserhahn an und lasse das kalte Wasser über meinen Kopf laufen. Das Gelächter der Stimmen geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Die Stimmen sind mir bekannt, ich habe sie schon in vielen Situationen gehört, aber nie war ich so kontrolllos gewesen, wie ich es gerade war. Tränen laufen über meine Wange und lassen mein Gesicht nur noch mehr brennen. Den Wasserhahn schalte ich langsam wieder aus und ich sinke wie automatisch auf den Boden. Du siehst erbärmlich aus, lachen die Stimmen mich aus. Sie haben recht, ich fühle mich erbärmlich. Wieso konnte ich nicht einfach die Stimmen überhören? Meine Augenlieder fallen vor Erschöpfung fast zu. Ich will nur in mein Zimmer und wieder schlafen. Vorsichtig stehe ich auf, um den Schmerz dabei so gering wie möglich zu halten. Als nächstes schließe ich die Tür auf und gehe leise raus, um meinen Eltern nicht unter den Augen treten zu müssen. Nervös schleiche ich zu meiner Zimmertür. Eine der Holzdielen knarrt und wie vom Blitz getroffen, laufe ich schnell in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir zu.
„Das geht so nicht weiter, Mattias, und das weißt du auch selbst, Rachel braucht Hilfe.“ „Denkst du, ich weiß das nicht selbst?“. Die Stimmen meiner Eltern dröhnen aus der Küche hervor. Ich sitze schon seit geschätzte 60 min in meinem Zimmer und horche, was meine Eltern nun mit mir vorhaben. Mein Zimmer ist komplett düster, nur mein kleines Nachtlicht leuchtet dämmernd auf meinem Nachttisch. Tausende Gedanken schwirren in meinem Kopf und so langsam klappen meine Augen erschöpft zu, es ist schwer, nicht sofort einzunicken. Ich verkrieche mich in meiner dicken Flausche Decke und warte auf die Entscheidung meiner Eltern. Der Gedanke, dass ich nicht weiß, was jetzt mit mir passiert, macht mir Angst. Sie könnten mich anschreien und zu einer Therapie zwingen oder noch schlimmer mich in eine Klinik einweisen lassen. Du bist gestört und wertlos, flüstern sie mir gehässig zu. Sie haben alle Angst vor dir Rachel, meldet sich eine weitere Stimme zu Wort und ich muss daran denken, wie meine Eltern mich angesehen haben. Sie waren verstört, wegen mir? Auf einmal höre ich leise ein Knarren. Ich verharre sofort und mein Puls steigt auf 180. Die Türklinke geht langsam runter und mein Herz bleibt automatisch stehen. Darauf war ich noch nicht vorbereitet. Ich habe keine Ahnung, wie ich jetzt reagieren soll. Soll ich so tun, als hätte ich die letzten Stunden irgendetwas gemacht? Oder lieber in meiner Decke verschwinden, als würde ich schlafen, um es heute noch nicht zu erfahren? Ehe ich mich entscheiden kann, stehen meine Eltern schon vor mir und sehen mich an. Genau das war der Zeitpunkt, in dem sich mein Leben änderte.