Mein Glauben
Niemand glaubt wie ein Zweiter
Nach der Flutkatastrophe sollten wir in Religion auf Zettel an Gott schreiben, z. B. „Wie konntest du so etwas zulassen?“ Erst dann, vor wenigen Tagen, habe ich mich ernsthaft mit der Frage nach dem Glauben auseinandergesetzt. Ich habe mich gefragt welche Antwort die Bibel darauf gibt, wer oder was Gott ist. Barmherzig und gerecht, steht oft da. Aber nach so einer Katastrophe? Oder greift er in das Leben auf der Erde einfach nicht ein? Was ist er dann, ohne Gesicht, ohne Macht, ohne Klarheit? Ich bin katholisch getauft. Die ganze Familie meiner Mutter ist erzkatholisch und sehr fromm. Meine Oma war entsetzt, als ich ihr meine Meinung dazu sagte. "Wie, du glaubst nicht an Gott? Das ist schlimm." Nein, ich glaube nicht an Gott. Wenn ich in die Kirche gehe, und die Menschen beten sehe, dann frage ich mich ob sie wissen wen sie anbeten oder ich bewundere sie für ihren Glauben an unseren Gott. Für mich ist Gott ein Jahrhunderte alter Name, dem so viel Unschönes und Unklares anhängt, für den Glauben an etwas Überirdisches. Mit 14 ist es wohl noch zu früh zu sagen, woran man glaubt, aber es ist nicht das, wofür "Gott" steht. Woran also dann? Ich glaube an das Gute, daran das was wir sehen nicht alles ist was es gibt und im Grunde für uns nur existiert was in unseren Köpfen ist an Bildern, Wissen, Erinnerungen und Gefühlen. Ich denke dass es vieles gibt, dass wir nicht verstehen können, und dass wir deshalb versuchen in einem Begriff, einer Macht, einer Religion zu vereinen, weil es uns das Gefühl gibt in unserer Ratlosigkeit nicht alleine zu sein. Jeder Mensch muss seinen Glauben mit sich selbst ausmachen, niemand glaubt wie ein zweiter und es gibt niemanden, der an nichts glaubt. Ich bin weder Atheistin, noch bin ich Katholikin. Aber gläubig bin ich trotzdem.
Autorin / Autor: maryliz - Stand: 12. Januar 2005