Horizontaler Respekt ist der wichtigste
Andere ernst nehmen und ihnen die Freiheit auf eine eigene Meinung und Werte zugestehen - dann kann sich etwas entwickeln.
Foto: Niels van Quaquebeke
*Die Facetten, die ihr vom Begriff Respekt untersucht, sind ja sehr vielfältig und reichen von Politik und Wirtschaft über Respekt in der Erziehung und Partnerschaft. Wie soll deiner Meinung nach Respekt in der Familie und in der Beziehung aussehen?*
Hier steckt unsere Forschung noch ganz in den Kinderschuhen. Aus meiner Sicht ist der horizontale Respekt, also der respektvolle Umgang, das Entscheidende für Familien wie auch für Partnerschaften. Wenn ich jemand anderen nicht ernst nehme und ich ihr/ihm keine Freiheit auf eine eigene Meinung und Werte zugestehe, dann kann sich auch sonst wenig zwischen uns entwickeln. Mehr noch, der/die andere fühlt sich auch in der eigenen Entwicklung nicht unterstützt. Ohne Respekt läuft also nichts von dem, was Familien und Partnerschaften eigentlich schön machen könnte.
*Viele Beträge der Lizzys lassen ja durchschimmern, dass sie das Gefühl haben, dass nur Erwachsene Respekt von ihnen als Jugendliche fordern, aber ihnen selbst kein Respekt entgegengebracht wird. Was sagst du dazu? Ist Respekt etwas, was oft nicht partnerschaftlich gesehen wird?*
Nein, ich denke, dass ist wechselseitig, aber natürlich nimmt man immer verstärkt seine eigene Position wahr. Was mir jedoch aufgefallen ist, ist, dass sich das Verständnis von Respekt verändert hat. Heute ist es ein viel authentischerer Respekt während Respekt früher entweder mit formaler Autorität oder mit bloßer Höflichkeit gleichgesetzt wurde. Hier ergeben sich zwischen den Generationen leider viele Missverständnisse.
*Wie sieht eine Welt aus, in der respektvoll gehandelt wird? Welche Auswirkungen hätte das auf die Wirtschaft, auf die Umwelt, auf die Liebe....*
Respekt ist unheimlich anstrengend, denn wir müssen überlegen, müssen entscheiden, wem wir folgen, müssen Zeit und Ressourcen haben, anderen zuzuhören. Eine Welt die durch Respekt geprägt wäre, ist in meiner Vision, eine ruhigere Welt, eine Welt, die in ihrer Logik und in ihrem Sinn als Ganzes gedacht wird. Das hört sich jetzt vielleicht zu esoterisch an. Ich sag einfach mal: Es wäre eine schönere Welt, die die menschlichen Potentiale nicht mehr brach liegen lassen würde, sondern sie positiv nutzen könnte.
*Und noch eine ganz persönliche Frage zum Schluss. Gibt es für dich Menschen und/oder Dinge, die du gar nicht respektieren kannst?*
Bei Psychologen sagt man ja ganz gern, dass sie nur über das forschen, womit sie persönlich ein Problem haben - ok, man sagt auch, dass Psychologen selbst nicht ganz schussecht sind ;-) - mein „Problem“ ist wohl, dass ich vor vielen Dingen keinen vertikalen Respekt habe. Das heißt, ich würde verschiedenen Personen unter gar keinen Umständen folgen oder mir von diesen vorschreiben lassen, was ich zu tun und zu lassen hätte. Das muss man sich bei mir wirklich hart erarbeiten.
… Aber ich hoffe, dass ich dagegen alles auch irgendwie horizontal respektieren kann, also zumindest die Perspektive des anderen verstehen kann. Wenngleich das noch nicht heißt, dass ich das auch tolerieren kann!
Danke für euer Interesse. Vielleicht erforschen ja bald mehr ihr „Problem“ mit Respekt :-).
*Ja hoffentlich :-). Danke dir!*
Autorin / Autor: Rosi Stolz/ Niels van Quaquebeke - Stand: 26. Februar 2007