Emoticons
Heddy Honigmann, Niederlande 2008, 53 min., ab 12
Lies die Filmbesprechung von nelly93
Der Inhalt des Films
SchülerVZ, Facebook, Chatrooms ...Für viele Eltern ist das Internet insbesondere eins: fremdes und beunruhigendes Territorium. In den Tiefen der Chatrooms und hinter Portalen mit undurchschaubaren Online-Spielen vermuten sie ein Medium, das ihre Kinder einsam, aggressiv und unsozial macht. Das kann passieren-. Wenn Kinder und Jugendliche allerdings wissen, wie, kann das Internet durchaus eine große Hilfe sein ...
Auf den ersten Blick erfüllt die 14jährige Saskia, die in der Schule gemobbt wird, das Klischee, denn sie kompensiert ihren enormen Stress mit gewalttätigen Computerspielen. Doch zugleich nutzt sie das Netz auch, um Kontakt mit anderen Betroffenen aufzubauen und Freunde zu finden. Sanne ist 16 und publiziert ihre traurigen Gedichte im Netz. Sie profitiert enorm von den positiven Reaktionen darauf. Samantha wurde mit 15 vergewaltigt und verarbeitet diese schreckliche Erfahrung bis heute, indem sie andere junge Mädchen in Internet-Foren bei Fragen über Liebe und Sex berät. Debbie und Inge verloren ihre Mütter durch Brustkrebs. Sie trafen sich in einem Selbsthilfeforum im Netz, schrieben sich seitdem hunderte von E-Mails und sind heute beste Freundinnen. Die aus Algerien stammende Zineb nutzt das Internet, um mit ihrer Familie in Kontakt zu bleiben, während sie selbst in Holland auf eine Aufenthaltsgenehmigung wartet.
Emoticons sind Zeichenfolgen, die im Internet als Kurzform für Stimmungen und Emotionen verwendet werden. Bei Heddy Honigmann stehen sie für eine neue Form der Kommunikation über das Netz, die viele Jugendliche dann wählen, wenn das direkte soziale Umfeld ihnen nicht den nötigen Halt bietet. Heddy Honigmann tritt den Mädchen auf ihrem eigenen Territorium gegenüber, sie chattet mit ihnen und lernt „ihre“ Sprache, um dem Phänomen offen und vorurteilsfrei gegenüber treten zu können. Dabei vermeidet der Film gängige Klischees, verschweigt aber keineswegs, wie schmal der Grad zwischen emotionalem Halt und digitaler Einsamkeit sein kann.
Die jugendlichen Protagonistinnen scheuen sich nicht, offen über ihre Ängste und Gefühle zu sprechen. Sie sind sich erstaunlich bewusst, welche ambivalente Rolle das Internet in ihrem Leben spielt. „Emoticons“ zeigt, dass es darauf ankommt, sich im Netz nicht nur berieseln zu lassen, sondern das Medium aktiv für die eigenen Bedürfnisse zu nutzen.
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