Es war so weit. Nach all den Jahren der Forschung. Der investierten Zeit. Der planlosen Reise durch die unendlich weite Dunkelheit der Galaxie.
Der Planet war umgeben von unendlich dutzenden Monden, die wie ein Schild schützend in der Umlaufbahn des hellen Himmelskörpers schwebten. Geprägt von der starken Anziehung, die ihr Raumschiff förmlich anzog und in die unbekannte Atmosphäre hinunter riss. Das Raumschiff landete. Gezwungenermaßen. Samantha, beobachtete genaustens die Umgebung aus dem Cockpit heraus. Der Anblick, der sich der Mannschaft bot, war atemberaubend. Es fühlte sich so vertraut an. So ähnlich wie die Atmosphäre auf der Erde. Vegetation, Pflanzen, pure Natur, die sich über womöglich tausende Jahrhunderte gebildet haben. Es verschlug nicht nur ihr die Sprache. Die Mannschaft, bestehend aus ihr, einer Wissenschaftlerin, Felix, der Triebwerksingenieur, Katrin, der Systemingenieurin sowie Lucas, dem Piloten, landeten auf einem Berg aus glänzendem Gestein. Die Mannschaft konnte nicht einschätzen, wie sicher dieser Planet für sie war. Und nur durch grobe Messungen wussten sie überhaupt, dass dieser Planet für eine Expedition geeignet war. Alles andere blieb dem Schicksal überlassen.
Samantha sowie der Rest der Gruppierung zogen sich ihre Raumanzüge an. Doch schon dabei kam ein mulmiges Gefühl in ihr auf. Etwas ist hier... Und sie schien nicht alleine zu spüren, dass sie beobachtet wurde. Man hörte stampfende Geräusche bis zu lauten Schreien, mit Panik gingen sie sofort in Deckung. Doch der geringste Blick aus dem Cockpit heraus ließ sie alle in der Angst verstummen. Samantha realisierte schnell. Und der Teil in ihr, der vor Angst fast zu ersticken drohte, wurde von der Neugier und Freude überrumpelt. Andere Lebensformen... sie hatte nicht unrecht, ihre Forschung, an die bislang so viele Wissenschaftler gezweifelt hatten, waren alle richtig... es gibt andere Lebensformen, in den tiefen weiten des Alls.. und sie schienen menschlicher als die meisten wohl erwarteten. Eines ihrer Messgeräte begann zu piepsen. Das Raumschiff hatte sich durch den schnellen Eintritt in die Atmosphäre erhitzt und die Systeme spielten verrückt. Sie mussten aus der Kapsel. Das Schiff wurde von dutzenden Einwohnern des Planeten umzingelt. Sie mussten raus. Es bestand keine andere Möglichkeit, würden sie drinnen bleiben, würden die anderen aus Angst vor einer feindlichen Absicht vielleicht das Raumschiff angreifen. Dann wären sie hier gefangen… sie beteten, dass es nicht der sichere Tod für sie bedeuten würde. Sie verließen das Schiff und musterten unter der Panik das Aussehen der fremden Kreaturen. Es war jenseits ihrer Vorstellung. Die Wesen waren sehr dünn, aber groß. Ihre Glieder waren lang und ihre Kniegelenke nach innen gebeugt. Die befremdlich aussehenden Wesen machten Platz. Erst, als Samantha aufsah, bemerkte sie, dass diese Wesen sich noch mit einem anderen Merkmal stark von den ihr bekannten Menschen unterschieden. Sie besaßen drei Augen... zwei normal angeordnet wie bei den Bewohnern der Erde und das dritte in ihrer Stirnhöhle. Geschockt atmeten sie scharf die Luft ein. Eine große Frau trat nach vorn. Fünf Augen... waren es, die auf die Mannschaft herabblickten. Sie trug den knochigen Brustkorb eines anderen Tieres. Ohne Zweifel war sie die Anführerin gewesen… Die Macht, die sie ausstrahlte, zwang Samantha sowie die ganze Mannschaft in die Knie. Ein tiefes Grollen entkam ihrer Kelle. Ihrem Mund, der so weit gestreckt war. Die Mundwinkel gingen fast bis zu den Wangenknochen und zwei scharfe, lange Stoßzähne zeigten sich empor. „Wir kommen in Frieden!“, versicherte der Pilot in Panik. Doch Samantha war noch immer so fasziniert. So lange hatten sie nach einem bewohnbaren Planeten gesucht, nach dem Beweis einer anderen Existenz, einer anderen Lebensform! „N´atik!“, sprach sie in einer ruhigen, aber lauten Stimmlage aus. Die Ruhe vor dem Sturm. Ihre Kinder sollten sich nicht fürchten. Sie waren stark! Mit aufrechter Haltung stand sie vor den Fremdlingen ihrer Heimat. Ihren langen, hölzernen Stab zu Boden schwingend, sodass dieser unter allen erzitterte. Sogar einige des eigenen Volkes zuckten. Überwältigt von der Macht ihrer. „Azuuic Sow.“, stellte sie sich den Fremden vor. Die Menschen verstand kein Wort. Doch alle waren in Panik gehüllt. Bis auf Samantha. Die Dämmerung brach an. Die Dunkelheit der Nacht hatte etwas bedrohlich Melancholisches an sich, doch die außerirdischen Lebensformen schienen verstanden zu haben, dass die Menschen ihnen nichts Böses wollten, sondern nur ihre Kultur erforschen möchten.
Die Tageszeit war gekommen. Es war ika´ni azu.
Ein Fest des Lebens. Eine Zeit der Schätzung. Jeden Vuiian gibt es dieses Ritual, bei welchem jeder gleich geschätzt wird. Sie sind eins mit ihrer Umwelt. Eins mit der Natur. Eins mit den Wesen, die den Planeten behausten. Die Wesen respektieren sie alle. Es war nicht ihr Planet. Ihre Heimat wurde mit all jenen geteilt, deren Leben dort entstand. Sow´ zeigte auf ihre Kinder. „Insu´laek.“ Sie stand also dort, vor ihren Kindern, den Insu´laek.
Die Mutter der Nacht. Sow´.
Die Mutter all jener, der ihr folgten. Sow´, war keine Art einer Gottheit. Zwar führte sie das Volk an, doch sie alle waren auf gleicher Ebene. Sow´ hob die Arme in den Himmel. „At´ok!“, das Volk setze sich in einem Kreis nieder. Samantha setze sich mit ihrem Team dazu. Auch wenn sie unsicher waren, ob hinterrücks nicht vielleicht gleich ein Sperr durch ihre Anzüge sausen würden, versuchten sie, ruhig zu bleiben und das Geschenk zu akzeptieren bei diesem Ritual dabei sein zu dürfen. Auch wenn einige davon nicht sehr angetan schienen. Dabei fiel ihnen auf, dass es drei unterschiedliche Merkmale der Wesen gab. Oder… Der Augen? Die Anführerin besitzt fünf Augen, eine Handvoll der Außerirdischen besitzen nur drei und einige wenige sogar nur eines. In ihrer Stirnhöhle. Diese, nutzen etwas ähnliches wie Farbe, um je zwei Augen mit einer Art Muster zu versetzen. Wohl auch eine Art Ritual? Es war eine lange Reise bis hier hin... Doch das war es ihnen allemal wert.