„Raus aus den Federn!“ rief eine viel zu laute Stimme. „Was is denn?“ gähnte Kim. „Na, es ist dein Geburtstag, Schätzchen.“ Endlich konnte Kim auch die Stimme identifizieren, es war ihre Mutter. Richtig, Geburtstag. „Endlich zwölf!“ jubelte Kim, und dann holte sie die Erinnerung an ihren schlimmen Traum ein. Sie hatte mal wieder von der Schule geträumt. Denn die Schule, das war so eine Sache. Nur, weil sie eigentlich ein Junge war, sich aber als Mädchen besser fühlte, war sie gemobbt und ausgeschlossen worden. Deshalb durften ihre Eltern sie nach langen Diskussionen mit dem Schuldirektor zu Hause unterrichten. Mathe, Physik und alle anderen Fächer. Kims Eltern waren Forscher und nahmen den Unterricht sehr ernst. Ihr größter Traum war es gemeinsam mit Kim in den Weltraum zu reisen. Kim hatte sich von der Begeisterung ihrer Eltern anstecken lassen und interessierte sich brennend für das Weltall. „ Hallo, was starrst du denn schon wieder so geistesabwesend? “, fragte ihre Mutter. Kim schüttelte kurz den Kopf und erwiderte: „Nur unwichtiges Zeugs, nicht im Geringsten so wichtig wie der Grund, wegen dem du mein Zimmer morgens um, naja, eben viel zu früh, stürmst. Darf ich nichtmal an meinem Geburtstag ausschlafen?“ „ Natürlich, ich dachte nur… eine gemeinsame Reise zum Saturn würde dir gefallen.“ „Warte! Was? Der Saturn, da bin ich natürlich dabei.“ rief Kim und ihre Augen leuchteten. Das war seit Jahren ihr größter Traum. Bis jetzt waren ihre Eltern immer alleine ins All geflogen, Kim war noch zu jung. Und schon fachsimpelte sie mit ihrer Mutter. „Unser einziges Problem wird der Asteroidengürtel zwischen dem Mars und dem Jupiter sein“, sagte ihre Mutter gedankenverloren. Kim jedoch kannte ihre Mutter gut und wusste, dass sie ihr noch etwas verheimlichte. „Außer, wir fahren mit unserem neuen Raumschiff. Die NASA hat es uns geschickt, damit wir, ich zitiere: „unsere Forschungen zügig vorantreiben können“.“ „DAS neue Spaceshuttle“ rief Kim und rannte wie der Blitz ins Bad, um sich umzuziehen. Weg war alle Müdigkeit und drei Stunden später saßen sie zusammen in dem neuen Hightechgefährt und flogen Kurve um Kurve. Nach kurzer Zeit erreichten sie den Asteroidengürtel und hielten in einem Affenzahn auf eine Lücke zwischen den Gesteinsbrocken zu. Fast geschafft. Gerade als sie durch den Spalt schlüpfen wollten, fiel einer der Motoren aus und sie drifteten nach links ab. Oh nein! Kim schloss die Augen. Sollte es so mit ihr zu Ende gehen? Würde sie nie wieder einen Fuß auf festen Boden setzen? Ihre Mutter versuchte erst gar nicht die Ausweglosigkeit der Situation zu leugnen. Kims Atem raste und ihr Herz schlug so schnell, dass sie überzeugt war, dass es gleich zerspringen würde. Ihre Mutter manövrierte meisterhaft, aber aus ihrem sonst so abenteuerlustigen Blick war fast alle Hoffnung gewichen. Plötzlich passierte es. Ein Meteorit rammte sie mit voller Wucht. Wie in einem riesigen Domino knallte das Raumschiff gegen den nächsten Gesteinsbrocken, der dann wiederum den nächsten aus seiner friedvollen Bahn stieß. Sie wurden durch die Gegend geschleudert, drehten sich wie in einem riesigen Karussell und wurden dann aus dem Asteroidengürtel hinauskatapultiert. Stille! Die Fahrt schien sich zu beruhigen. „Alles in Ordnung Schätzchen?“ konnte Kims Mutter noch ängstlich fragen, bevor es richtig losging. Das Raumschiff war wie ein Pingpongball, der von Asteroiden zwischen sich herumgespielt wurde, und Kim drehte sich der Magen um. Sie sah sich voller Panik um, im Asteroidengürtel hatten sie Glück gehabt, was wenn jetzt nicht? Letztes Mal hatte Augen schließen geholfen, deshalb presste sie ihre Lieder fest aufeinander. „Kim.“ drang die Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr. Vorsichtig öffnete sie ein Auge. Was sie sah, war ein Dickicht aus Bäumen und Lianen. Es sah aus wie am Amazonas, und passend zu ihrem gedanklichen Vergleich hörte sie einen Fluss rauschen. Ihre Mutter saß direkt neben ihr und blickte sie besorgt an. Jetzt traute sie sich das zweite Auge zu öffnen. Ein Lichtstrahl traf sie und sie drehte sich weg, um nicht in die Sonne zu sehen. Oder war dieser Stern etwa gar nicht die Sonne? Waren sie auf einem fremden Planeten? Diese Vorstellung weckte Abenteuerlust in ihr. Als könne ihre Mutter Gedanken lesen sagte sie: „Ja, wir sind auf einem fremden Planeten gestrandet und er scheint menschenfreundlich zu sein.“ Nachdem sie sich zu Genüge erholt hatten, gingen sie auf Erkundungsreise, denn ihr Raumschiff war total im Eimer. Nach kurzer Zeit trafen sie auf eine Lichtung mit einigen Häusern. Seltsame Wesen kamen ihnen entgegen. Sie liefen rückwärts und bei genauerem Hinsehen entdeckte Kim, dass diese vier Gesichter hatten. Zwei am Kopf und jeweils eins an Bauch und Rücken. Sehr seltsam. Eine der Wesenheiten kam auf sie zu und fragte mit quakender Stimme: „Wo ihr tut sein herkommen? Ihr tut sehen aus erschöpft. Tut kommen zu mein Haus von ich Ababa.“ Von den komisch angeordneten Sätzen schwirrte ihnen der Kopf, aber Kim und ihre Mutter verstanden die Sprache und kamen mit. Sie fragten: „Wo sind wir hier?“ „Planet von mein Volk, Nivara.“ antwortete Ababa. „Und wie kommen wir zurück auf unseren Planeten, zur Erde?“ „Dafür ihr müsst zu Professor Kiil. Wenn einer schlau, dann er. Mit ihr kommt.“ „Okay und Danke!“ rief Kim und dann stürmten sie los. Auch der Professor hatte vier Gesichter und wahrscheinlich acht Gehirne. „Ihr seid von Erde Mhm“, Er kramte in einem Schrank und holte eine Karte hervor, „Linie 60 nehmen umsteigen Linie 33 und dann Linie 16. Dann nette Frau am Empfang Land und Straße auf Karte zeigen und dann schon fast da.“ Na, das klang ja überraschend einfach. Gerade als sie in die Linie 60 einsteigen wollten kam Ababa auf sie zu gerannt und rief: „Nicht gehen, bitte. Ich hatten Gesellschaft erstes Mal!“ Kim und ihre Mutter sahen sich an. „Es kann ja nie schaden, eine Nacht über etwas zu schlafen.“ Oder zwei oder drei?