One day with an alien

Wettbewerbsbeitrag von Anna-Maria S., 14 Jahre

„Glaubst du wirklich daran, dass es irgendwo anderes Leben gibt?“ Ley warf mir einen schrägen Blick zu. „Natürlich! Ist es nicht egoistisch von uns zu denken, dass wir das einzige Leben in dieser unendlich großen Galaxie sind? Irgendwo da draußen gibt es Leben, da bin ich mir sicher!“, erwiderte ich. Ley zuckte mit den Schultern. „Ja, okay. Naja, wir sehen uns morgen, ich muss noch Bio lernen!“ Sie verdrehte die Augen, schulterte ihren Rucksack und ging. Ich seufzte. Eigentlich sollte ich auch noch Bio lernen, aber da ich gerade ein Buch über Astronomie las, das sehr spannend war, schob ich Biologie auf später.
Schließlich war Wochenende und man sollte man auch mal tun, was einem Spaß machte. Nachdem ich drei Kapitel verschlungen hatte, beschloss ich, einen Spaziergang zu machen. Es wehte einer leichter Wind, der einem die Haare aus dem Gesicht blies. Ich ging in den Park, der in der Nähe meiner Wohnung war. „Entschuldigung!“ Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und drehte mich zu einem zierlichen Mädchen mit einer großen Brille und hellbraunen Haaren um. Sie lächelte mich freundlich an.
„Kannst du mir sagen, wo es nach New York geht?“, fragte sie höflich.
Ihre Kleidung bestand aus einem hellrosa Katzen-Shirt, über dem sie eine überdimensional große Daunenjacke offen trug, einer bunt gefleckten Leggings, die überhaupt nicht zum Oberteil passte und Fellstiefeln, die ihr bis zu den Knöcheln gingen. Ich runzelte verwirrt die Stirn und fragte mich, ob sie mich veräppeln wollte.
„Gut 6.000 Kilometer in diese Richtung!“, antwortete ich und zeigte Richtung Westen. Das Mädchen strahlte mich an. „Dankschön!“, rief sie fröhlich, hielt sich wieder eine Karte vors Gesicht und stapfte in die Richtung los, in die ich gezeigt hatte. Sie hatte also wirklich vor, nach New York zu laufen? Ähm… Bevor ich nachdenken konnte, was ich tat, hatte ich sie schon eingeholt.

„Sorry, aber, darf ich wissen, warum du nach New York willst?“, fragte ich sie. „Oh, viele Menschen haben gesagt, dass New York wohl eine sehr schöne Stadt ist und wenn man mal in der Nähe ist, dass man sie unbedingt sehen sollte!“, antwortete das Mädchen offen. „Naja, ich glaube, mit `wenn man mal in der Nähe ist´, ist eher gemeint, wenn man sich in den USA befindet. Zwischen Europa und Amerika liegt schließlich ein Ozean, den man mit einem Schiff oder einem Flugzeug überqueren muss, man kann dort nicht einfach hinlaufen!“ „Oh.“ Das Mädchen ließ enttäuscht die Arme sinken. Mir tat sie zwar irgendwie leid, aber ich fragte mich auch, wie weltfremd sie eigentlich war.

„Ich bin Cassie. Eigentlich Clarissa, aber du kannst mich Cassie nennen“, stellte ich mich erstmal vor. „Ich heiße Melodia. Einfach Mel!“, sagte Mel und lächelte wieder. „Also, warum kennst du New York nicht?“, wollte ich wissen. Mel sah mich nachdenklich und zögernd an, dann seufzte sie. „Na gut. Aber erzähl es niemandem weiter. Eigentlich stamme ich nicht von diesem Planeten.“ Ich riss die Augen auf, aber sie gab mir keine Zeit, das zu kommentieren, weil sie schon weitererzählte. „Wir… sagen wir mal so, auf unserem Planeten sind wir sehr fortschrittlich und wissenschaftlich interessiert, weswegen wir herausgefunden haben, dass es hier, auf diesem Planeten Leben gibt. Und ich bin sozusagen das Versuchskaninchen, das hierher geschickt wurde. Here I am!“ Sie strahlte mich an. Ich blieb skeptisch. „Ist das dein Ernst? Erstens, warum würdest du mir das verraten, wenn es so wäre? Und zweitens, soll ich dir das jetzt glauben?“

Mel ließ die Schultern hängen und schaute mich nachdenklich an. „Okay, du hast Recht. Es ergibt irgendwie Sinn, was du sagst. Aber: Erstens, du siehst vertrauenswürdig aus und zweitens, es ist die Wahrheit!“ Sie zuckte mit den Schultern. „Das heißt, du willst mir weismachen, dass du ein Alien bist?“, hakte ich nach, weil ich es irgendwie immer noch nicht so richtig begreifen konnte. „Ein Alien?“ Mel legte die Stirn in Falten. „Was ist das?“ „Ein Außerirdischer. Sag mal, woher kannst du eigentlich unsere Sprache?“ „Naja, sie haben mich natürlich gründlich vorbereitet, bevor sie mich auf diesen Planet ließen. Und da ich unbedingt ausgewählt werden wollte, habe ich fast alle wichtigen Sprachen gelernt. Ich habe nächtelang büffeln müssen. Weißt du, warum ihr so viele Sprachen habt? Ist es nicht viel einfacher, wenn man nur eine, zwei oder höchstens drei hat?“ Mel sah mich neugierig an.

Ich zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls will ich so viel, wie es geht, über dieses Universum lernen und erforschen. Ist es nicht spannend, herauszufinden, was sich alles um uns herum befindet?“ Sie sah mit einem verträumten Lächeln zum Himmel. „Da hast du Recht. Darf ich dich heute begleiten?“ Mel stimmte begeistert zu. Sie nahm meine Hand und um mich herum löste sich alles in Nichts auf. Noch bevor ich überhaupt wusste, was hier passierte, bekam ich auch schon wieder Boden unter die Füße.
Ich taumelte ein paar Schritte, aber Mel hielt mich sehr stark fest, beeindruckend für ihre zierliche Gestalt. Wir standen direkt vor einer Sehenswürdigkeit, die ich sehr verehrte. Dem Big Ben. „Und? Ist das hier New York?“ Mel blickte sich staunend um. „Nein, das ist London, die Hauptstadt von England. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich mag London sowieso viel lieber. Wie… ist das passiert?“ Ich sah Mel fragend an.
„Oh…“
Sie zuckte mit den Schultern. „Das war… äh… Beamen? Nennt man das so in deiner Sprache?“ Ich nickte. „Auf unserem Planeten bewegen wir uns ausschließlich so fort.“ „Und… seid ihr da alle… Menschen?“, fragte ich eine Frage, die mich schon die ganze Zeit quälte. „Nein!“ Sie lachte.
„Wir sind Gestaltenwandler. Eigentlich bestehen wir aus Licht.“ „Wow…“ „Also, willst du mir Lon… London nicht zeigen?“, fragte sie gespannt.

Zwar war ich noch nie in London gewesen, aber wir fanden einen Stadtplan und einen U-Bahn-Plan und so führte ich sie zu den coolsten Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren eine Runde mit dem London Eye, wovon sie ganz begeistert war und wir spazierten im Hyde Park, während wir uns gegenseitig von unseren Welten erzählten. Je mehr Mel erzählte, desto mehr glaubte ich ihr. Vor allem, nach unserem Beam-Abenteuer. Und ich wollte unbedingt herausfinden, ob es in diesem Universum vielleicht mehr Lebewesen gab. Am Ende des Tages beamte Mel mich wieder zurück in meine Heimat und umarmte mich. „Es war wunderbar hier. Irgendwann sehen wir uns wieder, okay?“ Sie zwinkerte mir zu und ich nickte heftig. Sie winkte, bevor sie davon ging und irgendwann nicht mehr zu sehen war.

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN