Zwischen den Sternen wohnt mein Herz. Es ist, als würde es über den Himmel reisen und auf mich herabblicken, wann immer ich gewillt bin, es zu fühlen. Hier, zwischen meinen Brüsten auf der Erde, lebt ein Himmel tausend‘ Sterne. Als würde mein Herz dort oben seinen Ausblick einfangen und als Gefühl in meinen Körper schicken, damit meine Organe, meine Zehen, meine Ohren und mein Gehirn daran teilhaben können. Nachts in meinen Träumen beginnen Galaxien durch meinen Kopf zu schweben, bis meine Augen zu den dunklen Weiten über mir und mein Körper zur Unendlichkeit werden. Nachts in meinen Träumen schwebt in absoluter Stille der Klang der Ferne, die mein Herz umspielt, von dort oben durch mein Ohr. Gleich einer vogelzwitschernden Tagträumerei, morgens im Garten bei Kaffee und Tee, zwischen Frühling und Sommer einer melancholischen Zeit, zwischen Liebe und Flieder duftet hinter meinen Rosen hervor.
Schräg vor mir, die Lebendigkeit des Lebens als sich füllendes und niemals voll werdendes Aquarell. Eine hölzerne Staffelei, die es trägt, stehend zwischen Pflanzenranken, Blütenstaub und Libellenteich, die es hält, bis es fällt. Sich entschließt, ins Gras zu beißen, für etwas Grün zwischen blauviolett verlaufenen, gemalten Lichtern, sich entscheidet, zu meinem Herzen zu reisen, um Stern um Stern einen Tanz zu vollführen. Dort oben dann, wo Kunst und Physik sich küssen, wohnt die Wahrheit. Als wäre Newtons Gesicht in ein Stillleben gepflanzt worden wie ein Apfelbaum in meinen Garten, der mich vor dem Hungertod bewahrt. Newtons Stillleben meine Seele, der Apfelbaum meinen Magen.
Ich blicke in meinen Schoß. Alt geworden schimmern Adern durch blassrosa Haut meiner Hände. Was nur wäre der Mensch ohne Blut? Eine leblose Hülle aus Knochen und Darm, die sich steifstehend bewegt, ohne Sinn für die Wirklichkeit, ohne Auge für die Malerei, klangleere Ohren aus hämmerndem Lärm über einem stummschreienden Mund. Was nur wäre ich Mensch ohne Menschlichkeit? Ein Herz im Himmel, ein himmlisches Herz? Welch Wunder ist doch die Zeit, die durch menschlich durchscheinende Hand scheinbar mehr Blut aus des Corpus Herz herauszuholen vermag, als in seinen blassblauen Adern fließt. Welch Wunder ist doch das Wunder selbst, dass es unscheinbar stets unerkannt gemacht durch ein hinzugefügtes R als einste Wunde noch das Rinnsal stärkt.
Ich blicke in meinen Farbbecher. Alt geworden streift mein Pinsel sich aus, führt meine schmal feine Hand durch die Luft zu auf das Blatt. Wie seltsam schön, dass trotz der bestehenden Pracht am Papier ein jeder Tag am Morgen immer unbeschrieben scheint. Ein jeder Strich eine Stunde, ganz gleich, wie schrecklich sie auch sein mag, fügt sie sich harmonisch ein und webt sich unter die Sonne, als wolle sie sich selbst im Nachhinein erleuchten. Einen Griff nach rechts entfernt steht Tee, Kaffee und Milch im Kännchen bereit, getrunken, Farb und -becher bereit, vermalt zu werden.
Eine ungeschickte Fußbewegung gegen den Tisch. RUMPS, die Kanne kippt, die pinselfreie Hand fängt, und trotzdem - bahnt sich ein helles Rinnsal seine Straße über die dunkelschwarze Fläche. Ich warte ab, hoffe, dass meine Staffelei, meine Staffelei aus Holz, nahe genug am Tisch steht, um die Milchstraße in sich aufzunehmen.
Aber Tropfen
um Tropfen
tropft diese
ins Gras.
„Vielleicht werden sie sich irgendwann begegnen“, flüstert mir mein Herz aus dem Himmel zu. Wo Unglaubliches so wahr ist, dass ich es beinahe mit meiner Fingerkuppe zu streifen vermag, wird das Ungreifbare zur Wirklichkeit.
An der Innenseite des Kännchenrands drücke ich die bunte Farbe meines beigen Pinsels in die restliche weiße Milch und lege ihn auf dem vergrünten Boden meines Gartens ab. Ausatmend fühle ich die Sterne in meiner Brust den Platz mit meinen Organen im Himmel tauschen, um sie zu mir zurückkehren zu lassen.
Auf meiner Staffelei,
zwischen meinem Herzen und Andromeda,
lebt nun mein Frieden, lebt er da.