Bericht über das Verhalten von Zhingdaswa Wlrejbzfo
über den Zeitraum vom 274. bis 286. des Jahres 20023
Wichtig: Der vorliegende Text stammt von Agent 38. Er wurde ursprünglich in der Sprache Gloektzdjkalsch verfasst und wurde für die nicht-dummen Erdianer in ihre Sprachen übersetzt und angepasst. Hiervon ausgeschlossen sind Eigennamen.
276. Tag 20023:
Heute Abend ist das dritte Mal in Folge, dass Zhingdaswa sich kurz vor der Sperrstunde rausschleicht. Wie bei den anderen beiden Malen steigt sie in ihr Fikshrtze (Flugwagen). Ich habe immer noch nicht herausgefunden, wohin sie fliegt. Doch diesmal bin ich besser vorbereitet und haben unsere Flugdrohne mit einem zusätzlichen Antrieb, sowie einer Extraportion Treibstoff ausgestattet. Achtung, sie startet!
Endlich konnte ich ihr folgen. Stellt sich heraus, dass sie sich mit einem Freund auf einem Makroplaneten am Rande der Gravitationskraft unseres Planeten Gloetktzim trifft, um gemeinsam das merkwürdige Treiben der Erdianer zu beobachten. Nach kurzer Analyse der Datenbänke konnte ich den Freund identifizieren. Es handelt sich um Lonfszok Dagjefrhtz, einen gleichalterigen Schulkameraden. Die Beiden haben sich sogar ein Fernglas mitgebracht. Respekt. Allerdings muss ich euch dieses Spielchen leider morgen früh verderben. So ist das Gesetz. Schnell noch ein paar Beweisdaten sammeln und dann endlich heim.
277. Tag 20023:
Wie ich gestern protokolliert habe, stehe ich in aller Früh vor dem Haus, in dem Familie Wlrejbzfo lebt. Jetzt gleich muss Zhingdaswa rauskommen. Ah. Sie scheint mich noch nicht bemerkt zu haben, also gehe ich langsam näher. Mach es einfach genau so, wie du es in der Agent-für-auffällige-Verhaltensmuster-unter-den-Bewohnern-Ausbildung gelernt hast. Endlich. Sie sieht mich und blickt sich verunsichert um. Fürs Erste werde ich sie nur zurechtweisen.
Tatsächlich ist dieses Mädchen gar nicht so schüchtern und verängstigt, wie sie gerade und meistens wirkt. Hat sich ganz souverän durch das Gespräch gelenkt. Ich frage mich, was sie einmal werden wird. Aber ich schweife schon wieder ab. Das wird dem Oberrat sicher nicht gefallen. Ich habe sie also darauf hingewiesen, dass wir wissen, was sie und Lonfszok unternehmen und dass sie dabei gleich gegen zwei (eigentlich unnötige) Gesetze verstoßen. Nämlich die Ausgangsbeschränkung, die aufgrund der Drjglurse (Moskito-ähnlich) verhängt wurde und das Verbot, Erdianer zu beobachten. Ich meine, sie mögen zwar dumm sein, aber das mach uns doch nicht gleich auch dümmer, oder? Zhingdaswa schien verständnisvoll und willigte ein, in Zukunft einfach zu schlafen.
279. Tag 20023:
Ich hatte wirklich gedacht, dass die Angelegenheit damit erledigt war. Aber diese kleine *** hat mich echt am Finger rumgeführt. Auch in den vergangenen zwei Nächten haben Zhingdaswa und Lonfszok sich in der Sperrstunde zu Makroplanet 0472a begeben. Aber gute Nachrichten: Bald wird ihnen das nichts mehr bringen, denn unsere neuste Weltallscannung hat gezeigt, dass ein gigantischer Meteorit auf die Erde zusteuert. In etwa 6 Tagen wird er einschlagen und das wird wenigstens die meisten Erdianer dahinraffen. Eigentlich schade. Schließlich haben sie nichts getan, außer friedlich ihr Leben zu leben. Aber an dem Wort des Oberrats rüttelt fast nichts. Da müsste schon der gesamte Unterrat für die Rettung der Erdianer sein. Und da das nie der Fall sein wird, bleibt nur noch, es abzuwarten. In einer Stunde werden sie es öffentlich bekannt geben.
Zhingdaswas Reaktion ist genau wie erwartet. Erst ungläubig, dann traurig und verzweifelt. Gerade ist sie aufgewühlt in ihrem Zimmer verschwunden. Das kann ich wohl als Erfolg auf ganzer Linie betrachten.
282. Tag 20023:
Ich bin echt beeindruckt. Tatsächlich hat Zhingdaswa in den letzten Tagen eine Demonstration organisiert. Heute sind ganze 30.578 Gloektzroner gekommen, um zu protestieren. Sie haben sogar Schilder gedruckt. Und mittendrin steht Zhingdaswa und führt die Meute an. Wenn ich mir das so ansehe, möchte ich mich fast selber daruntermischen.
Ich musste sie verhaften. Jetzt sitzt sie in einer der wenigen Zellen hier auf dem Revier und denkt nach. Ich kann nicht anders. Ich muss dauernd an das Mädchen denken. Sie tut mir so leid. Sie hat doch nichts falsch gemacht.
Mein Entschluss steht fest. Ich werde sie befreien. Diese alten Knacker vom Oberrat denken immer nur an den einfachsten Weg. Dabei geht es doch auch darum, den besten Weg zu wählen. Jetzt stehe ich vor der Zelle. Sie scheint nicht mehr so verängstigt zu sein, wie zuvor. Huch. Sie denkt, dass ich ihnen Böses will. Eigentlich kein Wunder, aber ich muss sie beschwichtigen. Nicht, dass wir auffliegen, wo ich doch extra die Überwachungskameras ausgeschaltet habe. Sie ist noch misstrauisch, aber folgt mir durch den Geheimschacht ins Freie. Jetzt liegt es an ihr.
284. Tag 20023:
Zhingdaswa hat es in den vergangenen Tagen geschafft, eine Petition mit den Stimmen fast aller Gloektzroner zu starten. Das war nur mit der Hilfe vieler Anwohner möglich. Auch ich habe sie unterstützt, indem ich meine Agentenkollegen überzeugt habe. Gemeinsam haben wir ihnen dann etwas Rückendeckung gegeben, als die Regierung gegen sie vorgehen wollte. Jetzt wollen sie die Petition einreichen. Wenn das nicht ausreicht, um sich gegen den Rat durchzusetzten, weiß ich auch nicht weiter.
285. Tag 20023:
Es ist geglückt. Nach langer Diskussion hat der Rat zugestimmt, die Erdianer zu retten. Jetzt können wir endlich gegen diesen Meteoriten vorgehen. Und wer weiß, vielleicht entsteht daraus eine gute Partnerschaft. Ich gehe schon mal die Likrzobat-Waffen vorbereiten. Sie sind ziemlich aufwendig und selten, aber es ist der einzige Weg.
286. Tag 20023:
In wenigen Stunden wird der Meteorit in die Erdatmosphäre eintreten. Wäre er nicht so gigantisch, würde er dabei verbrennen, bevor er bis zur Erdoberfläche gelangen würde. Auf jeden Fall ist es an der Zeit, die Waffen zu aktivieren. Zhingdaswa darf nicht nur dabei sein, wenn es geschieht, sondern sogar mit Hilfe des Kommandanten das Startsignal geben.