“Du musst mir vertrauen. Spring!”, sagt das mir unbekannte Wesen, “Nimm meine
Hand, wir Menschen machen das oft so, um zusammen mutig zu sein. Ich habe dir
doch schon erklärt; durch die Berührung mit der Kugel wirst du nur in eine
Illusionsvision geleitet, in Wirklichkeit bist du noch auf deinem Heimatplaneten.” Und
so stehe ich da, um mich herum Leere und Dunkelheit, einen Schritt vor mir hinter
der Kante: ein Abgrund aus vollkommener Leere. Ich ergreife die Hand des- wie
nannte es sich noch gleich? Ach ja, Menschen! Der Mensch lässt sich nach vorne
fallen und reißt mich mit in die Tiefe. “Ich falle!”, schrei ich, doch der Mensch beruhigt
mich: "Nein, du schwebst.” So korrigiere ich mich sogleich: “Ich- ich schwebe. Ich
schwebe!”
Ein helles gigantisches Licht leuchtet in der Ferne auf, immer stärker und stärker.
“Was ist das?” spreche ich vor Verwunderung laut aus. Der Mensch antwortet: “Das
ist ein Stern, eine Ansammlung von ionisiertem Gas, was elektromagnetische
Strahlung, also viel Licht aussendet.” Ich frage den Menschen, woher er das wisse,
worauf er entgegnet: “Auf meinem Planeten bin ich eine Wissenschaftlerin der
Astrophysik, wir beschäftigen uns insbesondere mit dem Weltall. Nebenbei; du
kannst von deinem Planeten aus auch Sterne betrachten, das sind die kleinen
Punkte am Himmel.” Doch ich widerspreche: “Das kann nicht sein, die sind doch viel
dunkler und dazu noch winzig.”, sie meint jedoch “So sehen sie nur aus, weil du
sonst so weit weg bist, von Nahem erkennt man die wahre Intensität der
Leuchtkraft.”
“Aber das ist erst der Anfang unseres Weges, pass auf - jetzt reisen wir durch Raum
und Zeit.” Planeten und Sterne rauschen immer schneller an uns vorbei, einige Male
scheinen wir von einem Moment auf den nächsten ganz woanders zu sein, ich blicke
erschrocken. "Das war ein Wurmloch!” ruft sie und lacht mich an, ich lächele, es
macht schon irgendwie Spaß, so durchs Universum zu reisen. “Warum zeigst du mir
so etwas Schönes?” erkundige ich mich. Sie entgegnet: “Du hast mich gerettet, ich
hätte sonst niemals überleben können. Also nehme ich dich mit auf diesen Trip
durchs All.” Ich meine: "Naja, als ich dein Raumschiff vom Himmel stürzen sah, bin
ich so schnell ich konnte hingerannt, zugegeben zum Teil aus Neugier, aber vor
allem aus Sorge. Als ich dich im Feuer fand, warst du schon bewusstlos”, sie fügt
hinzu: “Außerdem hast du mein Raumschiff repariert. Was hätte ich ohne meine neue
außerirdische Freundin sonst tun können?”, ich winke ab, “Ach das war überhaupt
nicht schwer.”
Wir bewegen uns durch die Dimensionen, “ich schwebe!”
“Sieh dort, mein Heimatplanet!” ruft die Wissenschaftlerin aufgeregt, “Wie war noch
gleich sein Name?”, frage ich. “Erde” - “Das ist unsere Erde, unsere Heimat.”
Und dann plötzlich, ein leuchtender Kreis mit einem Ring und einem tief schwarzen
Inneren - “Ein schwarzes Loch! Nicht einmal das Licht kann ihm entfliehen, da die
Gravitation so stark wirkt. Und da vorne, das Leuchten, eine Supernova, ein
sterbender Stern.” ich wundere mich erneut, ich wusste nicht, dass sogar Sterne ihr
Ende finden. Sie fährt fort: “Einige Lichtjahre von uns entfernt siehst du schwach
noch ein Licht, das ist das Baryzentrum der Milchstraße mit Sagittarius A*. Und dort,
der rote Schein, ist ein roter Riese. Ach und dort ist noch die Andromeda Galaxie,
meine Galaxie wird in einer langen Zeit mit ihr kollidieren und verschmelzen. Und da, oh,
es geht los.” “Was geht los?” schrei ich, “ich schwebe!”
Wir werden immer und immer schneller- nein wir bewegen uns nicht anders, aber
alles um uns herum fliegt flink, all die bunten Galaxien, sie rauschen an uns vorbei
und folgend- verschwinden sie, ein Stern nach dem anderen erlischt in seiner Glut,
die Planeten zerfallen in einer langsamen Explosion zu Staub, einer nach dem
anderen, auch schließlich mein Heimatplanet und die Erde. Es zieht sich alles
zusammen und ruckartig ward es- nichts. Wir schweben in vollkommener schwarzer
Leere. Sie legt beide Hände sanft auf meine Schultern und guckt mir tief in die
Augen, doch statt des gewohnten strahlenden Lächelns sehe ich einen
hoffnungslosen, ernsten Blick. Sie spricht: “Hör mir nun gut zu. Das war das Ende
des Universums, von allem was je existierte, die Rückkehr in die Singularität, es gibt
keinen Weg zurück. Zeit und Raum stehen nicht einfach nur still, sie existieren nicht.”
Doch dann- ein Knall.
“Das ist der Anfang.”