Verschiedene Welten

Wettbewerbsbeitrag von Julietta Wetzel, 14 Jahre

Nach Monaten des Wartens, die mir endloser vorkamen als das Warten auf den Weihnachtsabend, waren wir endlich auf dem Mars gelandet. Liam und ich standen vor der Luke, die sich quälend langsam öffnete und uns den Blick auf das rote Gestein freigab. Unser erstes Ziel war die Raumstation, die auf der anderen Seite der Rakete lag.
Genau in diesem Moment wurde der Traum wahr, für den ich mein ganzes Leben lang gearbeitet hatte. Mit meinem ersten Schritt auf diesem Planeten wurde ich nicht nur eine der ersten Personen, die den Mars je betreten hatten, sondern auch die erste Frau, die es bis hierher geschafft hatte. Mein Name würde in die Geschichte der Raumfahrt eingehen.
Nova Proxima, die erste Frau, die den Mars betrat.
In meinem Blickwinkel erschien die Raumstation, der wir uns näherten, doch als ich mich ihrer Richtung zuwandte, stach ein leuchtend grüner Fleck zwischen all dem roten Gestein heraus. Je näher wir kamen, desto mehr nahm der Fleck eine Form an, die der Körperform eines Kindes zum Verwechseln ähnlich sah.
Ein paar Schritte entfernt blieben wir stehen, und ich erkannte die Unterschiede zu normalen Kindern. Es hatte grüne Haut mit dunkelgrünen Flecken über den Körper verteilt, komplett schwarze Augen, und genau wie die Augen verschlangen auch die schwarzen Haare das Leuchten der grünen Haut.
Keiner von uns wagte es auch nur mit der Wimper zu zucken – falls dieses Ding überhaupt welche besaß. Nach ein paar Minuten befahl Liam über den neu installierten Funk : „Warte hier, ich hole etwas.“ Nach ein paar Minuten, in denen weder ich noch das Wesen sich irgendwie bewegt hatten, kam Liam zurück. Er hielt ein dickes Kabel in den Händen und näherte sich langsam dem Wesen. Die einzigen Bewegungen des Wesens hielten sich im Bereich der Augen, auch als Liam es mit dem Kabel fesselte und an einer Säule der Station festband.
„Wir müssen es melden“, sagte Liam.
„Du hast Recht. Ich befürchte, dass wir uns die Mission aufteilen müssen. Es wird nicht die beste Idee sein „es“ allein zu lassen“, schlussfolgerte ich.
„Lass uns etwas essen und schlafen, wir können Blackeye hier schichtweise bewachen. Ich melde den Vorfall und nehme die erste Schicht“, schlug Liam vor. „Blackeye? Im Ernst?“, fragte ich lachend.

Trotzdem hatte ich nichts dagegen, also machten wir uns auf den Weg zur Station. Ein letztes Mal drehte ich meinen Kopf in Richtung des Wesens und bemerkte, dass es konstant in eine Richtung sah. Ungefähr dort musste sich auch der Roboter befinden, den wir – oder zumindest einer von uns – reparieren mussten. Meiner Meinung nach war das Wesen nicht gefährlich, denn es hatte uns nicht angegriffen, hatte nicht einmal versucht, sich zu wehren, als Liam es gefesselt hatte. Doch ich wollte nicht mit Liam darüber diskutieren – das würde nicht gut enden.
Als ich nach draußen trat, stand Liam bereits wartend an der Säule, an der Blackeye gefesselt saß. Das Wesen erinnerte mich durch dessen Form so sehr an ein Kind, dass es mir mittlerweile leid tat, auch wenn ich nur daran dachte.
„Ich habe vorhin mit der Zentrale gesprochen, wir werden Blackeye auf unserem Rückflug mitnehmen“, berichtete Liam.
„Was?! Liam das können wir nicht machen, es könnte sterben !“

„Es geht um die Erforschung des Alls Nova, es spielt keine Rolle, ob es lebt wenn wir ankommen. Unsere Priorität ist die Forschung, also mach endlich deinen Job.“ Völlig geschockt starrte ich ihn an, doch er ging  einfach an mir vorbei in die Station. Genau das war es, genau dieser Punkt an dem er Moral komplett hinter sich ließ und alles für die Wissenschaft tat. Für ihn stand Forschung an erster Stelle, daran konnte keine Beziehung etwas ändern.
Und nun stand ich hier und sah auf ein Alien herab, das noch immer in dieselbe Richtung sah. Ich kniete mich auf den Boden herab, und zum ersten Mal sah das Wesen mich an. Danach verlief alles viel zu schnell. Ich löste das Kabel, das Alien stand auf und streckte mir dessen Hand entgegen. Ohne darüber nachzudenken, reichte ich dem Wesen meine Hand und es zog mich in die Richtung, in die es geschaut hatte. Blackeye zog mich immer weiter an der Hand, bis wir in einer Schlucht zwischen zwei Bergen standen, und was ich als nächstes sah, schockierte mich. In den Felswänden befanden sich reihenweise Löcher in denen plötzlich Köpfe erschienen. Blackeye lief weiter zwischen die Schlucht, auf den kaputten Roboter zu, den ich hätte finden sollen. Kurz davor blieb er stehen und drehte sich zu einem Loch, das direkt neben uns lag. Dort standen zwei weitere Aliens, von denen sich mir eins näherte, dessen Ausdruck ich nicht deuten konnte.
Mein Körper war so verkrampft, dass ich mich nicht bewegen konnte. Auch nicht, als das Alien mich mit beiden Händen fest an meinen Armen packte und noch andere Hände sich in meinen Anzug gruben. Ein paar Hände hakten sich unter mein Sauerstoffgerät und meine Panik stieg auf den Höhepunkt.
Sie stieg noch mehr, als die Hände an dem Gerät rüttelten und es nach Sekunden schafften, das Gerät von meinem Rücken zu reißen. Ich versuchte die Luft anzuhalten, doch mir wurde bereits schwarz vor Augen, und das letzte, was ich hörte, war Liams Stimme durch das neu installierte Funkgerät..

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

Teilnahmebedingungen

Preise - Das gibt es zu gewinnen!

Schirmherrin Dr. Suzanna Randall

EINSENDUNGEN