„Willkommen in ihrer neuen Heimat, sehr geehrte Passagiere der Z1APRIKO. Ich bin ihre KI-Kapitänin Blau Kennzeichen #3ZIA1. Sie hatten eine lange Reise hinter sich. Nehmen Sie Platz, kommen Sie gerne im Speisesaal zur Ruhe und genießen Sie das von uns vorbereitete warme Gericht, während wir Sie informieren über den Planeten, auf dem Sie von nun an leben werden.“
Mit warm wirkendem Lächeln begrüßte die schwarz-blau uniformierte Boarding Crew die eben erwachten menschlichen Passagiere ihres Raumschiffes während diese zeitgleich von ihnen zu ihren Tischen begleitet wurden.
„Seit ihrem Boarding am 22.11.2208 sind exakt 300 Jahre vergangen. 81 Jahre davon waren sie wie geplant auf Reisen mit ihrem Raumschiff. In der Zwischenzeit hat sich die KI des Raumschiffs sowie die Crew sich um die Navigation gekümmert. Nach der Landung verbrachte die Crew die nächsten 219 Jahre damit, die Infrastruktur mit den gebrachten Materialien auszubauen, sowie die lokale Fauna zu erkunden und Materialen zu sammeln um mehr Gebäude, KI-Roboter und Häuser zu bauen. Das Luftreinigungs- und Produktionssystem ist ebenfalls eingerichtet und wurde kurz vor ihrem Erwachen getestet. Es ist nun eingeschaltet und voll funktionstüchtig. Zusätzlich wurden einige Pflanzenarten angebaut, die genmanipuliert mit maximaler Effizienz Oxygen produzieren. Unsere Reserven reichen für weitere 67 Jahre, sollte es unerwartete Komplikationen geben. Für Nahrung wurde gesorgt durch die Verarbeitung der auf diesem Planeten ansässigen Lebewesen.“
Blau deutete mit ihrer metallisch glänzenden Hand auf den holographischen Bildschirm, welches nun ein vierbeiniges Lebewesen abbildete.
„Aquaricus benignus, der wissenschaftliche Name, den wir diesem Lebewesen mit Bestätigung des Hauptquartiers zugeteilt haben.“
Ein paar der Menschenkinder begannen zu lächeln.
„Es sieht aus wie ein Hund mit ganz süßen großen Augen und lilanem Fell…“, bemerkte ein Mädchen.
„Sind welche in unserer Sphäre?“, fragte eine junge Mutter.
„Ich bedaure, aber sie sind ausschließlich im Nahrungsproduktionssektor, welcher unzugänglich ist ohne vorherige Quarantäne. Wenn sie möchten, kann ich Ihnen durch live-footage zeigen, was dort geschieht und wie ihr tägliches Mittagessen produziert wird.“
„Oh nein, der arme Hundi…“, ein kleines Mädchen begann zu schreien.
„Keine Sorge, junge Dame. Sie werden sich alsbald daran gewöhnen und ihre Empathie abschalten für das Wesen, so wie sie auch Schwein, Pferd und Flark verspeisten an ihrem vorherigen Aufenthaltsort“, mit wohlgemeinten Worten versuchte eine der mit KI ausgestatteten Crew Mitglieder sie zu trösten. Sie scheiterte. Und während die dampfenden Speisen den Passagieren auf den sterilen weißen Tischen serviert wurden, blickten einige der Kinder mit traurigen Gesichtern auf das panierte Stück Fleisch, was ihnen neben gräulichen gedämpften Pflanzen serviert wurde. Schließlich begannen jedoch alle zu essen.
Parallel dazu flüsterte ein junger Mann zu seiner Freundin: „Ich hab damals schon gehört, dass die neueste Version der KIR‘s empathieloser sind als sonst, um ihre Effizienz zu erhöhen bei den geringeren Ressourcen und längeren Reisen. Da merkt man es direkt…“
„Ach, spar dir deinen Mist. Tu nicht so, als hättest du nicht einen Tag vor dem Abflug dich in deinem Lieblingsrestaurant mit Pferdesteak und Chicken Wings vollgestopft. Wo genau ist der Unterschied, Pen? Wenn dir das Leid anderer Lebewesen so wichtig ist, hättest du ein anderes Programm wählen sollen“, konterte sie jedoch relativ uninteressiert wirkend.
„Ihre Freundin hat nicht Unrecht. Und ich erinnere Sie freundlich daran, dass Kritik an der Crew als Missverhalten gewertet wird und wiederholtes Straftatbegehen mit Freiheitsentzug geahndet wird“, warnte einer der Crewmember. Der junge Mann blickte um seinen Tisch herum, doch niemand beschwerte sich.
„Fahren wir fort“, Blau unterbrach die Stille gelassen.
„54% der nicht nachbaubaren Ressourcen dieses Planeten sind bereits aufgebraucht worden, um die Wohnungssiedlungen und all ihre Einrichtungen zu errichten und zu versorgen. Die verbleibenden Ressourcen genügen für weitere 121 Jahre nach jetziger Prognose. Der nächste Abflug ist in 80 Jahren geplant, bis dahin werden die Raumschiffe aufbereitet und basierend auf den neuesten Bauplänen der Zentralregierung modernisiert.“
Das Briefing fuhr eine Stunde fort, bevor alle Passagiere schließlich ihre Schlüsselkarten erhielten.
Einer nach dem anderen, verließen sie das Raumschiff und ihre Raststätte, in der sie eingefroren die letzten 300 Jahre verbracht hatten.
Familien, Freunde, Paare und Alleinreisende. Sie alle hatten ihre eigenen Umstände.
Kurz nach dem Ende des Meetings blickte eine Familie hoch zu dem befremdlichen Himmel. Lila und gelb, ohne jegliche Wolken, leuchteten Ihnen 3 unterschiedlich gefüllte Monde entgegen, Schatten aufeinander werfend. Die Sterne waren deutlich erkennbar. Die jüngste Tochter dachte daran, dass eines davon vielleicht ihre vorherige Heimat war. Ein Stern, der weder besonders hell war, noch auffiel, zog ihre Sicht zu ihm. Ob das einst der Ort war, an dem sie mit ihren Freunden, Verwandten und Robotern aufwuchs? An dem sie ihre glücklichsten und traurigsten Momente verbracht hatte?
Sie winkte eine Weile, bevor ihre Mutter ihr bedeutete, gemeinsam ihr neues Zuhause zu betreten.
In der Zwischenzeit außerhalb des Universums.
|| Warnung, Warnung! ||
Parasiten entdeckt auf Planet 887201. Humanicus XY, ein extrem gefährlicher Parasit der mit Fremdkörpern agiert, hat den Planeten besiedelt. Planet 8871201 hat bereits erheblichen Schaden erlitten und mehr als 44% der dort ansässigen Spezies wurden ausgerottet.
„Nicht schon wieder“, murrte Ed.
„Die sind doch gerade erst von Planet 67898 entkommen. Ich kann nicht glauben, was für neue Immunsysteme sie entwickelt haben in den paar hundert Jahren.“
Er drückte seufzend einen Knopf auf dem Bildschirm.
„Diese verdammte Pest ist viel zu resistent.“
„Ed, kommst du endlich? Ich habe dir den Universumsbaukasten nicht gekauft, damit du deine Aufgaben im Haushalt vernachlässigst…“
Enttäuscht klappte er den Baukasten zusammen, nachdem er eine Pestbekämpfung beordert hatte.
„Ja, Mutter, ich komme.“