Männer lieben "Wildnis", Frauen kaufen "Bio"
Naturbewusstseinsstudie 2013 erschienen
Auch wenn es in den meisten Vorgärten nicht danach aussieht: Die Deutschen mögen Wildnis. Natürlich nicht direkt am eigenen Haus, aber sie sind immerhin für naturnahe Wälder und Flussauen, lehnen Gentechnik in der Natur ab und betrachten Wildnisgebiete als wichtige Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen, als Freiräume in unserer technisierten Welt. Auch für die von vielen NaturschützerInnen geforderte Wiederansiedlung heimischer Tierarten zeigen die Deutschen generell eine große Akzeptanz, allerdings wird nicht jede Tierart von der breiten Masse gleich gern unterstützt. Wolf und Waschbär haben es deutlich schwerer als Biber, Luchs und Wildkatze: Jeweils knapp zwei Drittel befürworten die Verbreitung von Biber, Luchs und Wildkatze. Wohingegen sich beim Waschbären nur knapp die Hälfte für eine stärkere Verbreitung ausspricht. Am wenigsten Sympathie wird dem Wolf entgegengebracht: Nur 44 Prozent sind der Meinung, dass er sich in Deutschland weiter verbreiten sollte.
Das sind einige Ergebnisse der neuen Naturbewusstseinsstudie, die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Beate Jessel, am 28. April in Bonn vorgestellt haben.
*Zustimmung zur Energiewende ist zwar hoch, aber 2011 war sie höher*
Die Naturbewusstseinsstudie 2013, für die 2.007 Personen aus der deutschsprachigen Wohnbevölkerung ab 18 Jahren befragt wurden, will auch die im Jahr 2011 begonnene Beobachtung des gesellschaftlichen Bewusstseins zur Energiewende und die damit verbundenen Konsequenzen für Natur und Landschaft weiter fortsetzen. Es zeigt sich, dass die Zustimmung zur Energiewende in Deutschland mit 56 Prozent nach wie vor hoch und „mehrheitsfähig“ ist. 2011 waren allerdings noch mehr, nämlich 63 Prozent, eindeutig für die Energiewende. Damit belegt die Naturbewusstseinsstudie in Zahlen, was die öffentlichen Debatten in Politik, Medien und an Stammtischen seit Längerem bewegt.
*45 Prozent fühlen sich von Naturzerstörung bedroht *
Es wurde auch generell gefragt, was Menschen in Deutschland unter Natur verstehen und wie wichtig ihnen ihr Schutz ist. Dabei stellte sich heraus, dass sie für 92 Prozent zu einem guten Leben dazu gehört. Genauso viele schätzen ihre Vielfalt. Eine grundsätzliche Wertschätzung von Natur ist also weit verbreitet und überwiegt deutlich. Nur 8 Prozent der Befragten geben an, dass die Natur ihnen fremd sei, aber immerhin 22 Prozent interessieren sich nicht für sie. Dazu passt das Ergebnis, dass nur etwas weniger als die Hälfte der Deutschen, nämlich 45 Prozent, sich persönlich von Naturzerstörung bedroht fühlt und darin eine Gefährdung des eigenen Lebensraums und der Lebensqualität sehen.
*Persönliche Verantwortung nur selten*
Trotzdem ärgern sich laut der Befragung 83 Prozent über den sorglosen Umgang mit der Natur, und zwei Drittel fürchten, dass es für die kommenden Generationen kaum noch intakte Natur geben wird. Ähnlich widersprüchlich sind die Aussagen dazu, wer denn für den Naturschutz verantwortlich ist: 56 Prozent waren der Meinung, der Mensch habe die Pflicht, die Natur zu schützen, aber nur 18 Prozent stimmten der Aussage zu: „Ich fühle mich persönlich dafür verantwortlich, die Natur zu erhalten“.
Immerhin sehen 86 Prozent Naturschutz als wichtige politische Aufgabe. Jedoch ist eine Mehrheit der Auffassung, dass der Schutz der Natur nicht zu jeder Zeit absolute Priorität genießen sollte: 62 Prozent der Bevölkerung finden es notwendig, in wirtschaftlichen Krisenzeiten die Gelder für den Naturschutz zu kürzen.
*Männer lieben "Wildnis", Frauen kaufen "Bio"*
Schaut man sich die Antworten danach an, aus welchen gesellschaftlichen Gruppen sie kamen, stellten die StudienautorInnen fest, dass Gutgebildete, Ältere und Frauen der Natur prinzipiell näher stehen und stärker für den Naturschutz sensibilisiert sind als formal einfach Gebildete, Jüngere und Männer. Beim Thema Wildnis zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Hier sind es neben AbiturientInnen gerade auch Jüngere und Männer, die Wildnis besonders viel Sympathie entgegenbringen. Geht es um Fragen zum naturverträglichen Konsumverhalten, kommt neben der Bildung noch die Einkommensfrage hinzu: Wer mehr verdient, kauft auch häufiger naturverträglich ein und spricht dem naturverträglichen Konsum eine größere Rolle zu. Darüber hinaus zeigten sich bei diesem Thema auch geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen legen deutlich mehr Wert auf ein naturverträgliches Einkaufsverhalten als Männer.
Die komplette Studie zum Nachlesen:
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2. Mai 2014