Gleiches Gesicht, viele erste Eindrücke

Studie zur Wahrnehmung von Fotos

Bild: LizzyNet

Der erste Eindruck zählt! Wie oft hat man das schon gehört. Und wie oft wurde die Macht des ersten Eindrucks schon wissenschaftlich untermauert, gerade als würde dieser erste Eindruck auf alle Menschen gleich wirken und noch dazu verlässliche Auskunft über die Persönlichkeit geben. Tatsächlich haben viele wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt, dass Menschen sich recht schnell ein Urteil über eine Person bilden, selbst wenn sie deren Gesicht nur kurz gesehen haben. Dabei wurde aber immer darauf gebaut, dass auch ein Foto einen wahrhaftigen ersten Eindruck einer Person vermitteln kann.

Der erste Eindruck, den man über ein Foto gewinnt, ist jedoch alles andere als verlässlich und hat vor allem keinerlei Allgemeingültigkeit. Das meinen zumindest ForscherInnen der Columbia University, die in einer Reihe von Studien gezeigt haben, dass es keinen statistischen Zusammenhang zwischen einem Gesicht und der Persönlichkeit gibt. Die ForscherInnen ließen etwa in einer Online-Studie TeilnehmerInnen Fotos beurteilen - unter anderem hinsichtlich ihrer Attraktivität, ihrer (vermuteten) Kompetenz, Intelligenz, Extrovertiertheit, Vertrauenswürdigkeit und Kreativität.
Die Fotos der gezeigten Personen waren alle auf die gleiche Weise aufgenommen (gleiche Position, gleiche Beleuchtung), allerdings wurden manche der gezeigten Personen mit leicht unterschiedlichen Gesichtsausdrücken gezeigt.

Bei den Bewertungen zeigte sich, dass es für ein und dieselben Personen (jedoch mit verschiedenen Gesichtsausdrücken) genauso viele unterschiedliche Bewertungen gab wie für verschiedene Personen. Sollten die TeilnehmerInnen außerdem Bilder für einen bestimmten Kontext auswählen (z.B. ein Profilbild auf einer Datingplattform oder ein Bewerbungsfoto für einen politischen Posten), dann wählten sie ebenfalls unterschiedliche Bilder ein und derselben Person aus.

Was lernen wir daraus? Dass ein starres Foto keine verlässliche Auskunft über die Persönlichkeit eines Menschen zu geben vermag und dass diese Momentaufnahme eines Gesichtes von unterschiedlichen Menschen auch ganz unterschiedlich wahrgenommen wird. Dass wir unserem ersten Eindruck beim Anblick eines Fotos nicht bedingungslos vertrauen sollten. Dass es ganz normal ist, dass andere in einem Foto von uns etwas ganz anderes entdecken als wir selbst.

Darauf wären wir vermutlich auch von ganz alleine gekommen, aber die Ergebnisse machen noch einmal deutlich, warum so manches Profil- oder Bewerbungsbild ein ganz falsches Bild vermittelt.

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Autorin / Autor: Redaktion / - Stand: 4. Juni 2014