Motivationsschub

In meinem bisherigen Leben habe ich viele Hobbys begonnen und die meisten von ihnen nach einer Weile wieder aufgegeben. Doch das Schreiben als Freizeitbeschäftigung begleitet mich seit meinem siebzehnten oder achtzehnten Lebensjahr. Dennoch habe ich ein Problem, wenn ich nach einer längeren Pause wieder vor meiner Geschichte sitze. Eigentlich weiß ich ja im Grunde, was als Nächstes passieren wird. Eigentlich weiß ich, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln soll. Doch meine persönliche Muse glänzt durch Abwesenheit, und ich kann mich schlicht und einfach nicht überwinden, auch nur einen Satz zu tippen. Als käme es einer ungeheuer anstrengenden Aufgabe gleich, die weit über meine Kräfte geht. Die Faulheit siegt schließlich.

*Was einmal angefangen wird, wird auch beendet*

Es gibt Tage, an denen ich lieber über das Schreiben schreibe (also diese Kolumne aktualisiere), um mich davor zu drücken, die Schreibblockade zu beseitigen.

Aber letztendlich mache ich doch weiter, weil ich bisher fast alle Romane, die ich angefangen habe, auch längst beendet habe. Oder auch, weil ich beinahe jedes in Angriff genommene Projekt abschließen möchte. Wahrscheinlich ist der Wunsch, die Geschichte meiner Protagonisten nicht offen zu lassen, sondern an einer bestimmten Stelle abzurunden, die treibende Kraft, die mich schließlich doch dazu bewegt, mir die letzten Seiten durch zu lesen und dann endlich fortzufahren.
Spätestens am nächsten Tag merke ich, wie sehr ich es vermisst habe, kreativ zu sein.

Manchmal motiviert mich auch Musik. In der frühen Jugend war ihr Einfluss noch wesentlich stärker auf mich. Musik hilft mir dabei, die Story auszubauen. Sie inspiriert mich immer wieder aufs Neue. Wenn ich einen bestimmten Song höre, sehe ich meine Charaktere in bestimmten Situationen agieren. - Wahrscheinlich kommt es jemandem von euch auch bekannt vor. - So entstehen meist auch neue Ideen, neue Geschichten, die mit dem Roman, mit dem ich mich zu diesem oder jenem Zeitpunkt beschäftige, überhaupt nichts zu tun haben, sondern eigenständig sind.

*Neue Ideen bei blauem Himmel*

Am Rande erwähnt: Interessanterweise kommen mir Ideen für neue Romane oft dann, wenn wir klaren oder kaum von Wolken verdeckten Vollmond haben. Also in den Nächten, in denen ich versuche einzuschlafen, es aber nicht schaffe, weil meine Gedanken rasen. Plötzlich jagt eine Szene die andere. Die Szenen, die sich in meinem Kopf abspielen, lassen sich auf einmal perfekt an andere reihen. Handlungsstränge werden miteinander verknüpft. Die Motive der Protagonisten kristallisieren sich heraus und ergeben einen Sinn.

Und dann gibt es diese magischen, wundervollen Momente, in denen mir das Schreiben unglaublich leicht fällt. Sie sind selten. Berauschend. Kostbar. Wörter reihen sich mühelos aneinander. Immer mehr Sätze lassen den gesamten Abschnitt innerhalb kurzer Zeit wachsen. Die Ideen kommen einfach so.
Ich bin ganz in meinem Element, vergesse alles um mich herum, bin vertieft in meine Geschichte ... Bis mich schließlich ein aggressives Zischen zurück in die Gegenwart holt. Wie von einer Biene gestochen, springe ich auf und eile in die Küche, wo es in diesem Moment aus der Bratpfanne dampft, oder der Inhalt meines Topfes auf die Herdplatte läuft. - Ich bin nicht schusselig. Ich reagiere gewöhnlich bei jeder noch so feinen, beißenden Veränderung in der Luft, bei jedem ungewohnt klingenden Laut, eben weil ich mich gerne ablenken lasse. Aber wenn es mich überkommt, dann kann so etwas schon mal passieren.

Ich liebe solche Momente. Denn das sind Augenblicke, in denen sich die Geschichte von allein schreibt.

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