Der aus dem Englischen übersetzte Jugendroman "Zoe, Grace und der Weg zurück nach Hause“ des kanadischen Schauspielers und Autors Allan Stratton, thematisiert die ganz besondere Verbindung Zoes zu ihrer Großmutter Grace, die sie auch entgegen widriger Umstände zu verteidigen versucht.
Zoe und ihre Großmutter haben ein unzerstörbar festes Verhältnis, welches sich umso mehr festigt, je dementer diese wird. Sie kämpft für ihre Großmutter und dafür, dass sie bei ihr bleiben kann. Das sehr rücksichtsvolle und bemühte Handeln Zoes wird jedoch zu Beginn von einigen Altlasten überschattet.
Zuerst wäre da Zoes Cousine, Madi, deren Vergehen Zoe ausbaden muss, da ihre Eltern sich zu sehr von Madis Eltern beeinflussen lassen und der eigenen Tochter zu wenig Gehör schenken. Außerdem kommt es bis zur endgültigen Demenzdiagnose bei ihrer Großmutter immer wieder zu Zwischenfällen durch Graces´ Handeln, welche Zoes Eltern dazu bewegen, sie in ein Pflegeheim zu bringen. Das durch ihre Eltern verhängte Besuchsverbot im Pflegeheim, die Tatsache, dass Grace zurück ins "Vogelhaus“ - ihr zu Hause - möchte, um dort zu sterben und ein drastischer Vorfall mit Madi und ihrer Clique bewegen Zoe schließlich dazu, abzuhauen. Zusammen mit Grace, ihrer Verbündeten.
Da sie auf keinerlei Verständnis ihrer Eltern hoffen kann, trampt sie auf eigene Faust mit Grace nach Toronto, um dort ihren tot geglaubten Onkel Teddi aufzuspüren, damit Grace nie wieder ins Pflegeheim muss. Teddi zu finden gestaltet sich so ohne aktuelle Adresse allerdings schwieriger als gedacht, und der Pflegeaufwand für Grace, den Zoe nun stemmen muss, ist auch nicht zu verachten. Aber Zoe macht das gerne. Ihre Granny ist ihr das Wichtigste und schließlich schafft sie es doch, Graces´ verlorenen Sohn, ihren Onkel Teddi ausfindig zu machen. Zu ihrer Überraschung ist Teddi nun eine Transfrau. Aber Teddi kümmert sich um die beiden und bringt sie am nächsten Tag zurück nach Hause. Dort angekommen, versöhnt Zoe sich mit ihren Eltern, die nun durch die Polizei erfahren haben, das Madi Schuld an alle dem war, wofür sie Zoe bestraft hatten. Außerdem ziehen sie mit Granny ins "Vogelhaus“, damit nun doch alle zusammenbleiben können. Das Pflegeheim hat Zoe somit abgewendet, und selbst Teddi kommt nun regelmäßig vorbei. Zoe kümmert sich mit ihrer Familie liebevoll um Grace. Selbst als diese schließlich stirbt, steht Zoe ihr immer noch sehr nahe und verteilt ihre Asche am "Vogelhaus.“
*Meine Meinung*
Der Roman fesselt, da man sich sehr direkt in die Hauptfigur, Zoe hineinversetzen kann. Stratton erzählt die Geschichte so, als erlebe man sie selbst. Man erlebt die Erniedrigung, die Zoe durch ihre Cousine erfährt und ist zugleich traurig, dass lediglich ihre Granny ihr glaubt. Man möchte sich gar nicht vorstellen, dass es in Wirklichkeit vielleicht auch Eltern gibt, die ihren Kindern so wenig Glauben schenken und dass die Beziehung zwischen Cousinen derart eskalieren kann.
Ich halte den Roman für sehr gegenwartsorientiert, da es heutzutage immer mehr Menschen gibt, die unter Demenz leiden. Die Erzählung zeigt, wie wichtig es gerade dann ist, "einen Verbündeten“, Freunde und Familie zu haben. Sie verdeutlicht zudem, wie wichtig es ist, mit Leuten, die unter dieser Diagnose leiden, behutsam umzugehen und ihnen aber zugleich mit Respekt zu begegnen.
Zoe möchte ihrer Großmutter das wiedergeben, was sie all die Jahre für sie getan hat, als sie noch klein war. Dabei schafft sie es sogar, die Familie wieder zusammen zu bringen und sich zugleich von dem Teil der Familie loszureißen, der ihr bislang immer geschadet hatte. Plötzlich sind alle, die zuvor verachtend auf sie geschaut hatten von ihrer Leistung für ihre Großmutter berührt.
Der Roman zeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann und zeigt auch, dass es total unwichtig ist, wie viele Freunde man hat, so lange es richtige sind. Man merkt, wie stark die Bindung zwischen Enkeln und Großeltern sein kann und dass man alle Familienmitglieder gleichwertig in Entscheidungsfindungen mit einbeziehen sollte, da man so für alle Beteiligten zur besten Lösung kommt.
Stratton erzählt hier also eine sehr berührende, nicht alltägliche und doch mitten aus dem Leben herausgegriffene Geschichte, die es sich auf jeden Fall zu lesen lohnt. Sie erweitert den Horizont, da man lernt, dass nicht alle Dinge so sind wie sie zu sein scheinen und auch, dass Kinder Situationen oftmals besser handhaben können als Erwachsene.
Außerdem weist Stratton durch seine Erzählung darauf hin, dass es wichtig ist, so wie Zoe Alzheimerpatienten mit vollstem Respekt zu begegnen und ihnen mit der nötigen Geduld gegenüber zu treten, da es sich zu kämpfen lohnt. Für die Patienten, aber auch für ihre Familienmitglieder. Alles in allem ein wirklich sehr empfehlenswertes und tiefgründiges Buch!
*Erschienen bei Hanser*
Autorin / Autor: Anna - Stand: 18. November 2020