Acht Wochen Wüste
Autor: Wendelin Van Draanen
Übersetzt von Jessika Komina
Die vierzehnjährige Wren ist zutiefst empört. Acht geschlagene Wochen soll sie mitten in der Wüste von Utah leben? Nachdem sie in tiefster Nacht von einem Polizisten aus dem Bett geholt und dann auf äußerst unangenehme und langwierige Art hierher verfrachtet wurde, findet sie sich nun in einem Therapie-Camp mitten im Nirgendwo wieder.
Hier soll sie lernen, über ihr Verhalten in den letzten Jahre nachzudenken und sich zu ändern - auf die harte Tour. Statt einer Toilette gibt es nur ein Loch im Boden, das Essen ist streng rationiert und waschen kann sie sich ausschließlich dann, wenn es ihr gelingt, das super seltene Regenwasser aufzufangen. Außerdem existiert auch noch eine Camphierarchie, der Wren sich unterordnen muss.
Total bescheuert, und auch total unnötig, findet Wren und beschließt kurzerhand, alles und jeden zu hassen. Vor allem aber ihre Familie, die ihr das schließlich eingebrockt hat.
,,Acht Wochen Wüste" hat mich tatsächlich sehr überrascht. Ich hatte keine besonders hohen Erwartungen an das Buch, habe es dann aber relativ schnell und mit Begeisterung verschlungen.
Obwohl ich Wren am Anfang nicht wirklich mochte, konnte ich nicht umhin, über ihren Sinn für Humor, ihren Sarkasmus und ihre vorlaute Art zu schmunzeln.
Man merkt dann auch schnell, dass hinter ihrer impulsiven, wütenden Fassade eigentlich eine Person steckt, mit der man schon gern befreundet wäre.
Es war schön, sie bei ihrer Reise begleiten zu können. Es ist fast, als würde man mit Wren gemeinsam wachsen.
Am Anfang denkt man selbst noch - ja gut, dann hat Wren vielleicht in ihrem Alter schon mal etwas getrunken und gekifft, aber sie deshalb direkt in so ein heftiges Camp zu schicken? Naja. Das hat sie allenfalls verdient, weil sie sich so unausstehlich überheblich benimmt. Doch im Laufe der Handlung erkennt man dann - gleichzeitig mit Wren - dass diese Maßnahme gar nicht mal so unberechtigt war.
Ich habe nicht nur Wren stetig immer lieber gewonnen, sondern hatte zum Schluss beinahe selbst Lust, in die Wüste zu fahren und sie zu erkunden.
Durch die Rückblenden erlangt man ein tiefes Verständnis für Wrens Situation und die anfängliche Abneigung schlägt schnell in Mitgefühl um.
Zudem regen einen die Schilderung des Verlaufs von Wrens Leben stark zum Nachdenken an - denn es braucht manchmal gar nicht viel, um auf die schiefe Bahn zu geraten. Alles in Allem also definitiv eine dicke Empfehlung, vor allem, wenn einem gerade nach einer eigenen inneren Reise zumute ist.
*Erschienen bei Magellan*
Autorin / Autor: Sarah Hollstein - Stand: 20. Juli 2020