American Hero

Autor: Morton Rhue
Übersetzt von Nicolai von Schweder-Schreiner

"Niemand, der nicht im Krieg war, weiß, wie das ist"
Wenn deine gesamte Familie teil der Armee war, dann hast du gar keine Wahl. So denkt zumindest Jake und eine Mischung aus Pflicht gegenüber seiner Familie und seinem Land sowie gekonnte Werbung der Rekrutierer treibt ihn dazu, sich direkt nach der High School zu verpflichten. Dass der Krieg kein ruhmreiches Abenteuer-Camp ist, muss er sehr bald feststellen. Als er schwer verwundet wird, kehrt er als gefeierter Held in seine Heimat zurück. Von seinen schrecklichen Erfahrungen kann er kaum jemandem erzählen.

"American Hero" wird in drei Zeitstrahlen aus der Ich - Perspektive von Jake erzählt: die Zeit kurz nach seinem Einsatzbeginn, die Situation, die ihn zum Helden machte und die Zeit, nach seiner Rückkehr in die Heimat. Diese Erzählweise konnte überzeugen und übertrumpfte eine lineare besonders, da sie es ermöglichte Handlungen zu einem bestimmten Grad thematisch zu sortieren. So verzwirbeln und überlagern sich Handlungsstränge auf so eine Art und Weise, dass sich die Gedankensprünge Jakes noch bemerkbarer machen, denn: "Kann sein, dass [sein] Körper heimgekehrt ist, der Verstand ist jedenfalls noch auf Krieg gepolt."
Die Kapitel haben dabei als Überschrift den Namen einer Person, die ihn stark beeinflusst hat. All diese Personen haben ihre eigene Geschichte, Hoffnungen und Befürchtungen, die ihre Einstellung zum Krieg, zur Armee und zu Jakes spezieller Situation formen. Eine derart hohe Anzahl an Nebencharakteren leidet normalerweise an Eindimensionalität - nicht so hier: alle Charaktere sind vielschichtig, sie repräsentieren gewissermaßen unterschiedliche sozio-politische Sichtweisen, die sich in ihrer Argumentationsweise wiederspiegeln. Das oft schon stark argumentative und das Aufzeigen von zahlreichen unterschiedlichen Ansichten macht das Buch meiner Meinung nach zu einer idealen Schullektüre, die als eine perfekte Grundlage zu Diskussionen dienen kann. Doch selbstverständlich ist das Buch auch als private Lektüre mehr als geeignet: sich mit jedem Charakter und seinen Motiven auseinanderzusetzen, oft zu denken 'Ja, so kann man es auch sehen' oder gedanklich den Kopf über die Begründungen zu schütteln, kurzum sich einfach mal mehr mit einem Thema zu beschäftigen, das uns nicht so stark trifft wie andere, war eine interessante Erfahrung.

"American Hero" ist ein Plädoyer gegen die Entscheidung für den Krieg, denn eine freies Volk sollte sich immer für den Frieden entscheiden. Das Buch lässt einen nachdenklich zurück, mit der gleichen Frage im Kopf wie Jake - ähnlich eines modernen "Im Westen Nichts Neues".

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: esma2311 - Stand: 20. Juni 2018