Dem Blick halte ich stand!
Forschung: Augenkontakt verrät Dominanz
Wenn jemand versucht mit Blicken zu töten, wollen viele Menschen wohl im Erdboden versinken und schauen weg, um einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Nicht so dominante Persönlichkeiten – diese halten aggressiven Blicken reflexartig stand. Das schreiben ForscherInnen der niederländischen Universität Utrecht in einer Studie, die im Fachmagazin Psychological Science erschienen ist.
Für die Studie setzten die ForscherInnen 40 Testpersonen vor einen Computerbildschirm, auf dem Ovale in unterschiedlichen Farben erschienen. Nach den Ovalen wurden jeweils gleichfarbige Punkte eingeblendet. Diese sollten die TeilnehmerInnen dazu bringen, von dem Oval wegzuschauen, hin zu dem Punkt, der sich an anderer Stelle befand. Was die Testpersonen nicht wussten: kurz bevor das Oval auf dem Bildschirm erschien, wurde für Millisekunden ein gleichfarbiges Gesicht eingeblendet – entweder böse, freundlich oder neutral blickend. Diese konnten die StudienteilnehmerInnen durch die kürze der Einblendung allerdings nicht bewusst wahrnehmen. Die Forscher maßen, wie lange sie brauchten, um von den Gesichtern wegzuschauen, beziehungsweise von dem Oval zum Punkt zu blicken. Zusätzlich sollten alle Testpersonen einen Fragebogen ausfüllen, der den Wissenschaftlern Aufschluss darüber gab, wie dominant sie sich in sozialen Interaktionen verhalten.
Es stellte sich heraus, dass der Blick der dominanteren Personen länger auf den verärgerten Gesichtern haften blieb. Die schüchternen TeilnehmerInnen betrachteten hingegen länger die Ovale, die im Zusammenhang mit freundlichen Gesichtern standen.
Die ForscherInnen schließen aus ihren Beobachtungen, dass dominante Persönlichkeiten automatisch und unbewusst ihre Kräfte mit böse dreinblickenden Personen messen, indem sie ihren Blicken stand halten. Dabei werde die höhere Position ausgefochten. „Wenn Menschen dominant sind, zeigt sich diese Dominanz in Millisekunden“, sagt der niederländische Professor David Terburg. „Aus evolutionärer Sicht ist dies verständlich – wer seine Dominanz beweisen möchte, kann gar nicht den Reflex besitzen, bösartigen Blicken auszuweichen; dann hätte man automatisch den ‚Blicke-Wettbewerb’ verloren“.
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Autorin / Autor: Jennifer Horn/ Pressemitteilung - Stand: 4. März 2011