Bunte Vögel in der Stadt

Vogelarten, die erfolgreich Städte besiedeln, sind farbenfroher und weniger braun
Bild: © MPI für biologische Intelligenz / Kaspar Delhey

Der Blauohr-Honigfresser (Entomyzon cyanotis) hat erfolgreich städtische Regionen in Australien besiedelt. © MPI für biologische Intelligenz / Kaspar Delhey

Vögel, die sich in der Stadt behaupten, sind weniger braun und tragen auffälligere Farben in ihrem Gefieder. Stadtvögel sind also bunter als ihre Artgenossen, die noch in den Genuss von ursprünglichen Lebensräumen kommen. Das haben Forschende der Universität Granada und des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz in einer Datenanalyse herausgefunden. Die Studie basiert auf Daten von mehr als 1200 Vogelarten und ist ein Beispiel dafür, welche Auswirkungen die Urbanisierung auf Wildtiere haben kann.

Die Ausbreitung von Städten und menschlichen Besiedlungen hat große Auswirkungen auf das Ökosystem und stellt Tiere und Pflanzen vor viele Herausforderungen. Die weltweit fortschreitende Verstädterung gilt als eine der Hauptursachen für den anhaltenden Rückgang der biologischen Vielfalt.

Dafür gibt es ein eigenes Forschungsgebiet: die Stadtökologie. Diese Disziplin widmet sich der Frage, wie sich die Urbanisierung auf verschiedene Lebewesen auswirkt. So haben beispielsweise viele Studien untersucht, wie sich der Stadtlärm auf die Kommunikation von Vögeln auswirkt. Aber wie steht es eigentlich um die Farben?

Farben erfüllen im Tierreich wichtige Funktionen. Sie helfen zum Beispiel dabei, Tiere warm zu halten oder sie vor Überhitzung zu schützen (Thermoregulation). Außerdem können sie eine Rolle bei der Tarnung, der Partnerwahl und im Konkurrenzkampf spielen. In Städten ist es in der Regel wärmer, es gibt weniger Fressfeinde, dafür mehr künstliches Licht und andere Hintergrundfarben zum Beispiel durch Beton und Asphalt. Es ist also durchaus denkbar, dass die städtische Umgebung einen Einfluss auf die Färbung von Tieren hat.

Forschende am MPI für biologische Intelligenz und der Universität Granada gingen darum diesem Thema auf den Grund.

Sie verglichen Datensätze über die Häufigkeit von über 1200 Vogelarten in mal mehr, mal weniger verstädterten Lebensräumen und verglichen sie mit Daten zur Gefiederfarbe.

Brauntöne eher nachteilig in der Stadt?

Dabei zeigte sich, dass die in der Stadt erfolgreichen Vogelarten weniger braun sind. „Brauntöne kommen häufiger in der Natur vor als in der Stadt. Wir vermuten daher, dass braune Vögel in einer eher grauen Stadt Nachteile haben. Die vorherrschenden Stadtfarben und das Fehlen geeigneter Lebensräume kann also entscheidend dafür sein, welche Vogelarten dort gut klarkommen“, erklärt Kaspar Delhey, einer der beiden Erstautoren der Studie.

In der Stadt finden sich zudem vermehrt Vogelarten, die auffällige Farben in ihrem Gefieder tragen – insbesondere trifft dies für Weibchen zu. Urbane Lebensräume scheinen demnach farbenfrohere Vogelarten zu begünstigen. Dies könnte daran liegen, dass es in städtischen Regionen weniger Fressfeinde gibt und das „Gesehen werden“ ein geringeres Risiko darstellt als auf dem Land.

Frühere Studien deuteten darauf hin, dass die Farbvielfalt unter städtischen Vögeln geringer ist – das Team konnte aber zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. „In städtischen Regionen gibt es weniger Arten als auf dem Land. Wenn wir dies in unserer Auswertung berücksichtigen, haben die Vogelbestände in der Stadt sogar eine größere Farbvielfalt“, sagt Juan Diego Ibáñez-Álamo, Erstautor der Studie.

Die Studie zeigt damit, dass sich erfolgreiche Stadtvögel farblich von denjenigen unterscheiden, die in der Stadt nicht zurechtkommen – die Urbanisierung und die Färbung von Vögeln sind demnach miteinander verknüpft. Zukünftige Untersuchungen müssen nun zeigen, ob dies auch für andere Tiergruppen zutrifft.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung; Bild:  © MPI für biologische Intelligenz / Kaspar Delhey - Stand: 9. April 2025