Chaos macht kreativ
Psychologie-Studie zu (un)aufgeräumten Schreibtischen
Ordnung ist das halbe Leben, aber die andere Hälfte ist wesentlich interessanter. Diesen Satz werden die Chaotischen unter euch sicher gerne unterschreiben. Dieser ganze Ordnungsfimmel ist ja auch furchtbar langweilig. Wie soll man denn in einer blitzeblanken Picobello-Umgebung auf kreative Ideen kommen? Nein, dann doch lieber ein buntes Chaos, denn das beflügelt den Geist. Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kamen auch die WissenschaftlerInnen um Kathleen Vohs, die eine Studie zu den Auswirkungen aufgeräumter und unordentlicher Schreibtische durchgeführt haben. Und siehe da: während aufgeräumte Arbeitsumgebungen gesunde Ernährung, Großzügigkeit und konventionelles Verhalten fördern, sorgen Chaos-Schreibtische für kreative Ideen.
In vorausgegangenen Studien hatten PsychologInnen vor allem die positiven Auswirkungen von Ordnung am Arbeitsplatz beschrieben. In dieser Studie kam aber endlich auch mal das gepflegte Durcheinander zu Ehren. In verschiedenen Experimenten ließen die ForscherInnen Freiwillige in chaotischen oder aufgeräumten Räumen bestimmte Aufgaben erfüllen. Mal sollten sie eine Geldsumme für einen guten Zweck spenden, sich zwischen Süßigkeiten oder gesundem Essen entscheiden oder aber neuartige Ideen für die Verwendung von Ping-Pong-Bällen ersinnen.
Offenbar fördern ordentliche Umgebungen auch ein ordentliches und konservatives Verhalten. Die Testpersonen in den ordentlichen Räumen taten, was von ihnen erwartet wurde: sie wählten gesunde Nahrungsmittel statt Süßigkeiten, spendeten brav und blieben gerne - auch gedanklich - beim alten. Das Tohuwabohu hingegen verlockte die ProbandInnen, gegen Konventionen zu verstoßen und auch mal Gedankenexperimente zuzulassen. So produzierten die Testpersonen im Schmuddelraum zwar nicht mehr, dafür aber interessantere und ungewöhnlichere neue Verwendungszwekce für Ping-Pong-Bälle.
Nun wollen die ForscherInnen herausfinden, ob das auch für virtuelle Umgebungen zutrifft. Vielleicht könnte eine unordentliche und chaotische Website ähnliche Effekte haben wie der Messie-Schreibtisch? Und schön ordentliche Seiten machen die BesucherInnen ganz brav? Das wäre ja irgendwie sehr praktisch. So oder so ist jetzt wissenschaftlich untermauert, was wir schon immer wussten: ein gewisses Chaos ist sozusagen notwendig, wenn wir Neues erschaffen wollen. Und für andere Lebenslagen gilt dann: Schaffe Ordnung, halte sie, das erspart dir Phantasie. ;-)
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Autorin / Autor: Redaktion; Bild: Copyright LizzyNet - Stand: 7. August 2013