Clean
Autorin: Juno Dawson
übersetzt von Christel Kröning
In ihrem Jugendbuch „Clean“ erzählt die britische Autorin Juno Dawson die Geschichte von Lexi, einer jungen Frau, die langsam lernt, gegen ihre Sucht, gegen die Zwänge und Versuchungen ihres Lebens und letztlich auch für sich selbst zu kämpfen.
Die siebzehnjährige Hotelerbin Alexandria – Lexi – Volkov findet sich zu Beginn des Romans ohne Erinnerung an die vergangene Nacht und ohne jegliche Orientierung auf der Rückbank eines Wagens wieder und begreift allmählich, dass dies die Folgen ihrer ersten Überdosis sind. Eine weitere Konsequenz ihres gedankenlosen Drogenkonsums ist die gegen Lexis Willen vollstreckte Einweisung in eine Entzugsklinik durch ihren besorgten Bruder, gegen die sich die Jugendliche sträubt. Sie durchlebt den qualvollen Entzug und die verschiedenen Therapieangebote der elitären Einrichtung, ohne jedoch ihr Problem als solches anzuerkennen und Hilfe anzunehmen. Geborgenheit findet sie nur ihn ihrer wachsenden Freundschaft zu Problempferd Storm, in dem sie sich selbst wiedererkennt und den sie langsam zu zähmen versucht. Parallel dazu entwickelt sich ihre Bereitschaft, der Genesung eine Chance zu geben und ihrer Drogensucht zu entkommen. Dabei lernt sie ihre Mitpatienten – die aufgrund unterschiedlichster Probleme in der Klinik sind – kennen und schätzen, besonders den ehemaligen Kinderstar Brady, zu dem sie eine vorsichtige Beziehung aufbaut. Rückschläge und Etappensiege begleiten Lexis Alltag im Kampf um ein gesundes und stabiles „Ich“.
All dies bringt die Autorin meisterhaft zu Papier. Während des Lesens fühlt man mit der Protagonistin, lacht mit ihr – und stellenweise über sie – leidet mit ihr und für sie und nimmt Anteil an dem schrecklichen Schicksal der Vielzahl der Patienten. Durchgehend realistisch zieht der Roman den Leser in seinen Bann und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Ohne klischeelastige Suchtpatienten zu schaffen, kreierte Juno Dawson Rollen, die die aus dem Alltag bekannten Aspekte einer Sucht aufgreifen, aber neu und facettenreich aufzeigen. In ihrer Danksagung weist die Autorin darauf hin, dass reale und anonyme Lebensgeschichten und Berichte als Grundlagen miteingeflossen wären, was meines Erachtens ein Zeichen von Qualität ist, denn nichts ist gerade bei sensiblen Themen wichtiger als Authentizität, welche durch intensive Recherche gewonnen wird. Auch der Anhang mit den in Großbritannien und Deutschland gültigen Adressen, um sich bei eigenen Probleme Hilfe zu suchen, muss lobend erwähnt werden, da hier der Kampf gegen Stigmas und Klischees aufgenommen und Sucht als Krankheit und nicht als Modeproblem dargestellt wird.
Persönlich kann ich das Buch uneingeschränkt an alle Leser, die sich für die Thematik interessieren, weiterempfehlen, da ungeschönt und ehrlich berichtet wird, was die Protagonistin wahrnimmt, wie sie darüber denkt und wie sie auf das Wahrgenommene reagiert. Der Roman ist ein Roman zum Genießen, zum Lernen und zum Wachsen zugleich, ohne dabei belehrend oder emotionslos zu wirken.
*Erschienen bei Carlsen*
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Autorin / Autor: Alina - Stand: 23. Juli 2018