Der Körper lügt nicht
Studie: „Aufgeblasene“ Haltung fördert Unehrlichkeit
Mal ehrlich: So ganz ohne kleine Notlügen kommt wohl niemand durch die Woche. Aber wann neigen wir eher zum Flunkern und wann sagen wir geradeaus die Wahrheit? Die Körperhaltung spielt bei dieser Frage in gewissen Situationen eine entscheide Rolle, meinen ForscherInnen der Columbia Business School.
Im ersten Experiment sprach das Team um Andy Yap 88 Studenten (davon 31 Frauen) auf dem Campusgelände an. Vier Dollar versprachen die ForscherInnen den Studierenden als Dankeschön für die Teilnahme am Test. Sie gaben vor, den Einfluss der Körperhaltung auf die Mimik testen zu wollen – in Wahrheit ging es aber natürlich um den Einfluss der Körperhaltung auf die Ehrlichkeit. So sollte ein Teil der Studenten eine Minute lang eine auslandende Körperhaltung einnehmen: die Arme in die Hüfte stemmen und breitbeinig stehen. Die andere Hälfte der Testpersonen nahm eine reservierte Körperhaltung ein, verschränkte die Arme und Beine. Im Anschluss reichten die ForscherInnen den Testpersonen das versprochene Geld – allerdings tauschten sie einen der Ein-Dollar-Scheine gegen einen Fünf-Dollar-Schein aus, so dass die Testpersonen scheinbar unbeabsichtigt acht Dollar anstelle der versprochenen vier bekamen. Doch wer machte die Forscherinnen auf diesen Fehler aufmerksam? Tatsächlich behielten 78 Prozent der Personen, die zuvor eine auslandende Körperhaltung eingenommen hatten, stillschweigend das zu Unrecht ausgezahlte Geld. Bei denjenigen mit der reservierten Körperhaltung behielten nur 38 Prozent den Fauxpas für sich.
Weitere Experimente bestätigten diese Tendenz. Wer eine ausladende Körperhaltung während der Versuche einnahm, neigte eher zum Schummeln als jemand, der sich zusammenkauerte. Die Körperhaltung hat auf uns selbst stets auch einen psychologischen Effekt. Wer mit breiter Brust dasteht, fühlt sich mächtiger und glaubt er sei im Recht, wer sich zusammenkauert, ist meist bescheidener – und ehrlicher, meinen die ForscherInnen.
Die Körperhaltung als Lügendetektor? Wenn du jemandem nicht glaubst, kannst du ihn ja mal auffordern, die Arme vor der Brust zu verschränken und die Antwort zu wiederholen. Aber zum Schluss noch mal ganz ehrlich: ein bisschen übertrieben wäre das schon ;-)
Manch ein Körpersprachen-Coach wird bei dieser Studie vermutlich sowieso die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Bisher galt nämlich, dass wer die Arme und Beine verschränkt, nicht offen für sein Gegenüber ist, Argumente quasi abprallen lässt.
Wem soll man da noch glauben?
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 6. Juni 2013