Seit nunmehr fünf Tagen ist Hannah der einzige Mensch in ganz Houston. An einem Morgen war plötzlich niemand mehr da, keine Menschenseele, kein Tier. Um sich zu beschäftigen und die stets lauernde Panik fernzuhalten, hat Hannah eine Routine, die sie strikt einhält. Dazu gehört, neben ihrem täglichen Balletttraining, auch die Fahrt zu einem Buchladen, um sich dort neue Ablenkung in Form von Büchern zu beschaffen.
Als sie am fünften Tag dort ankommt, vernimmt sie plötzlich die Klänge einer E-Gitarre, die sie schließlich zu einem anderen Menschen führen: Leo.
Auch er glaubte, er sei völlig allein, hat ebenso keine Ahnung, was mit all den anderen passiert ist. Gemeinsam versuchen Hannah und Leo, herauszufinden, wohin der Rest der Menschheit verschwunden ist. Dabei merken sie, dass zwischen ihnen vielleicht mehr sein könnte als die bloße Erleichterung über die Anwesenheit des anderen. Beide beginnen zudem, ihr Leben und ihre Ziele zu hinterfragen - wollen sie wirklich die Wege gehen, die sie gerade vor Augen haben? Doch gerade als sie sich endgültig aufeinander einlassen wollen, verschwindet Leo plötzlich - und Hannah ist wieder allein. Wohin ist Leo gegangen? Und: kann Hannah ihm dorthin folgen?
„Du & ich und das Ende der Welt“ von Brianna Bourne wurde nach einem zugegebenermaßen nicht ganz so einfachen Start von Seite zu Seite immer unterhaltsamer. Von Anfang an steht natürlich die Frage im Raum, was um Himmels Willen passiert ist und das sorgt dafür, dass direkt eine Spannung da ist, die einen stets begleitet.
Ich musste mit beiden Protagonisten erst mal ein wenig warm werden, habe sie aber während des Lesens zunehmend ins Herz geschlossen. Die Chemie zwischen ihnen ist fabelhaft, erst zwar unbeholfen und holprig, dann aber einfach nur noch zum Dahinschmelzen, romantisch und zuckersüß - aber auch frech und herausfordernd. An nicht wenigen Stellen knistert es so heftig, dass man die Statik förmlich durch die Seiten spüren kann. Manchmal ist es ja schwierig, wenn in einem Buch nur sehr wenige Charaktere über einen langen Zeitraum handeln und es kann schnell langweilig werden - das fand ich hier aber überhaupt nicht.
Es gibt auch einige - ich nenn sie jetzt mal übernatürliche - Elemente, die etliche Fragen aufwerfen und deren Ursprung lange ungewiss ist.
Auch wenn ich recht schnell eine Ahnung hatte, was hinter all dem stecken könnte, blieb immer ein leiser Zweifel und ich war auch nicht enttäuscht, als mein Verdacht sich bestätigte. Im Gegenteil, es brachte noch mal frischen Wind hinein, was mir so auf die letzten Seiten richtig gut gefallen hat.
Die Idee, was man wohl fühlen würde, wenn man glaubt, der letzte Mensch auf der Welt zu sein, ist einerseits sehr beängstigend und war für mich teilweise leicht verstörend. Vor allem wenn die beiden sich Gedanken darüber gemacht haben, wurde es teilweise wirklich gruselig. Andererseits macht es auch Spaß, sich auszumalen, was man selbst alles tun könnte, wenn mit einem Mal keiner mehr da ist, der zusieht oder urteilt.
Und sollte man nicht sein Leben eigentlich auch so leben, als würde niemand zusehen? Eben nur so, wie man selbst es gern möchte?
Das ist auch ein Aspekt, den einem das Buch mitgibt und den ich sehr schön finde.
Das Einzige, was ich bemängeln würde (aber das ist hier Meckern auf hohem Niveau): Wir bekommen von Hannah als professioneller Balletttänzerin immer wieder Szenen, in denen sie tanzt und in denen mit Ballettbegriffen nur so um sich geworfen wird. Wenn man wirklich keine Ahnung von Ballett hat, ist das ein bisschen ermüdend. Aber definitiv auszuhalten.
Also, was soll ich noch sagen?
Eine rundum gelungene, mal etwas andere, richtig schöne (Liebes)-Geschichte, die ich bestimmt in ein paar Jahren noch mal lesen werde und nur allerwärmstens empfehlen kann!
*Erschienen bei Carlsen*
Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 7. Februar 2022