Ganz fest festgelegt
Studie: Warum es schmerzt, Entscheidungen zu ändern
Jeden Tag treffen wir tausende Entscheidungen, mal mehr, mal weniger wichtige. Manchmal fallen sie leicht und wir merken gar nicht, dass wir uns gerade für oder gegen etwas entschieden haben und manchmal müssen wir erst eine Nacht drüber schlafen oder uns stundenlang den Kopf zerbrechen, um uns für das eine oder andere zu entscheiden. Wer sich da einmal festgelegt hat, bleibt auch am liebsten dabei. Den meisten fällt es schwer, im Nachhinein ihre Meinung zu ändern. So würden es die meisten Menschen eher bereuen, die ursprüngliche Entscheidung zu revidieren, als von vornherein die schlechtere Wahl getroffen zu haben. Das ist das Ergebnis einer Studie unter der Leitung von Geir Kirkebøen von der Universität von Oslo.
In mehreren Experimenten mit hunderten Studenten testete das Team um Kirkebøen, wie die TeilnehmerInnen reagieren, wenn sie ihre Entscheidungen revidieren dürfen. In einem Spiel konnten sie einen Geschenkgutschein gewinnen. Die Höhe des Gutscheins wurde durch das am Computer virtuell erspielte Geld bestimmt. Die Testpersonen bekamen einen Betrag genannt, den sie mit einer anderen Person teilen sollten. In diesem Falle war ihr Mitspieler ein Computer, der so programmiert war, dass er ähnlich wie tatsächliche Personen in vorherigen Experimenten reagierte. Für die Testpersonen ging es darum, die Summe gerecht zu verteilen und dennoch mit einem höchst möglichen Gewinn davonzukommen. Denn nur, wenn der Computer den Vorschlag zur Aufteilung akzeptierte, bekamen beide Parteien das Geld, sonst gingen sie leer aus.
Die Hälfte der TeilnehmerInnen bekam nach den Versuchen die Chance das abgegebene Gebot zu ändern, um ihren Gewinn womöglich zu steigern. Eine Woche nach dem Experiment kontaktierte Kirkebøen die Testpersonen erneut und fragte sie, ob sie glücklich mit ihrer Entscheidung gewesen sind. Das Ergebnis: Diejenigen, die ihre Entscheidung im Nachhinein geändert hatten, waren damit ganz und gar nicht zufrieden. Selbst wenn das Endergebnis positiv ausfiel, bereuten sie ihr Umschwenken eher als diejenigen, die bei ihrer Meinung geblieben waren.
Die Ergebnisse zeigen: Es schmerzt regelrecht, die Meinung zu ändern, lieber belassen wir alles beim Alten. Die Erklärung der ForscherInnen: Wir konzentrieren uns eher auf das, was wir verloren haben als auf das, was wir dazugewonnen haben. Die Angst, dass sich das Umschwenken zum negativen auswirkt ist größer als die Angst, sich von vornherein "falsch" entschieden zu haben. Wer seiner ersten Entscheidung treu bleibt, muss sich nicht mit weiteren Optionen und Endergebnissen auseinander setzen. Denn viele Optionen sind meist zu viele Optionen. "Wenn wir einen Wein kaufen und einen aus dreien auswählen oder den gleichen aus einer Auswahl von hundert Flaschen, werden wir garantiert zufriedener mit der Flasche sein, die wir aus den wenigen Optionen ausgewählt haben. Es ist schwieriger 99 abzulehnen als nur zwei", sagt Kirkebøen.
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Autorin / Autor: Redaktion; - Stand: 30. April 2012