Gewohnt unfair = fair?
Studie zu Lohngerechtigkeit: 7 bis 9% Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen wird als gerecht empfunden
Dass Frauen bei gleicher Qualifikation und Arbeit oft weniger verdienen, ist ja mittlerweile allseits bekannt. Seit Jahren macht etwa der Equal Pay Day auf diesen Missstand aufmerksam. Schockierend aber ist, dass diese Ungerechtigkeit häufig als gerechtfertigt empfunden wird und zwar nicht nur von denen, die mehr kassieren, sondern auch von den Frauen selbst. Eine Lohnlücke von sieben bis neun Prozent wird gesellschaftlich als fair angesehen, das zumindest kam in einer aktuellen Studie zur Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen von Prof. Dr. Thomas Hinz, Professor für Empirische Sozialforschung an der Universität Konstanz heraus.
Der Forscher und sein Team hatten in einer Umfrage mit 1.600 Teilnehmern untersucht, welche Gehälter von den Teilnehmer_innen als gerecht eingestuft werden. Dafür wurden den Befragten über 26.000 Profile von fiktiven Arbeitnehmern vorgelegt, die verschiedene Geschlechter, Erfahrungen und Qualifikationen hatten. Sie wurden gebeten, deren Gehälter in die Kategorien fair, ungerecht hoch und ungerecht niedrig einzustufen.
*Auch Frauen fanden weniger Gehalt für Frauen "fair"*
Obwohl sich vorab alle Teilnehmer_innen der Studie ausdrücklich für eine gleiche Bezahlung für gleiche Leistung ausgesprochen hatten, wurde Frauen bei gleicher Qualifikation weniger Geld zugeteilt als Männern. „Bemerkenswert ist, dass die Ergebnisse geschlechtsübergreifend sind. Es sind also genauso Frauen wie Männer, die weniger Gehalt für Frauen als fair empfanden“, erläutert Thomas Hinz die Ergebnisse. Der Grund für diese doch merkwürdig wirkende Einstellung sei, dass die Befragten ganz offensichtlich auf ihre Erfahrung zurückgreifen. Weil sie gewöhnt sind, dass verschiedene Geschlechter ungleich bezahlt werden, kommt es ihnen also ganz normal und damit auch gerecht vor. So geben sie aus Gewohnheit in der Umfrage wieder, wie es in der Realität tatsächlich aussieht, auch wenn das keineswegs ihrer Einstellung bei direkter Befragung zum Thema Lohngleichheit entspricht.
Die Ergebnisse der Untersuchung “Why Should Women Get Less? Evidence on the Gender Pay Gap from Multifactorial Survey Experiments” wurden von Thomas Hinz gemeinsam mit Prof. Dr. Katrin Auspurg und Dr. Carsten Sauer in der aktuellen Ausgabe von American Sociological Review veröffentlicht.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. März 2017