Gleichschritt lässt Feinde schrumpfen
Forschung: Warum Marschieren auch Gefahren birgt
Bei Militärparaden kann man sie gut beobachten, die zahlreichen uniformierten Füße, die im Gleichschritt Geschlossenheit demonstrieren und die Macht der gleichförmigen Masse, die nicht mehr selbst denkt, sondern sich von einem übergeordneten Hirn fernsteuern lässt. Tatsächlich hat der Gleichschritt besondere Auswirkungen auf männliche Mitmarschierende, wie US-ForscherInnen nun herausgefunden haben. Das kollektive links, zwo, drei, vier kann nämlich dazu führen, dass (eventuelle) Feinde weniger bedrohlich und weniger stark wahr genommen werden. Dies widerum könnte zur Folge haben, dass die Marschierenden sich stärker fühlen als sie sind und so eher geneigt sind, anzugreifen - ein Effekt, der vor allem bei Polizeiaufmärschen wohl weniger wünschenswert sein dürfte.
Für ihr Experiment ließen die WissenschaftlerInnen um Daniel Fessler von der University of California insgesamt 96 Testpersonen mit jeweils einem Partner einen rund 250 Meter langen Weg mal im Gleichschritt marschieren oder mal lässig nebeneinander hergehen. Gesprochen werden durfte nicht. Direkt im Anschluss daran sollten die Testpersonen die Bilder von finster dreinschauenden Männern beurteilen. Sie sahen zwar lediglich das Gesicht, sollten aber einschätzen, wie groß, stark oder muskulös die abgebildeten Personen ihrer Einschätzung nach tatsächlich sind.
Und siehe da: wer mit seinem Partner im Gleichschritt marschiert war, schätzte die abgebildeten Männer als kleiner, schwächer und weniger muskulös ein als die Testpersonen, die die Strecke normal gelaufen waren.
Auch wenn der Effekt in dieser Studie klein war, glauben die ForscherInnen, dass er weitaus größer wäre, wenn man größere marschierende Gruppen untersucht hätte, etwa solche, wie sie beim Militär oder bei Polizeieinsätzen üblich sind. Und sie glauben, dass der Zusammenhang auch offenbart, welche Gefahren das Marschieren birgt.
Ob marschierende Frauen ein ebensolches Gefahrenpotenzial haben, wurde nicht untersucht. Vielleicht überprüft ihr es einfach mal mit einer Runde "Mein Hut, mein Stock, mein himmelblauer Unterrock..."
Die Ergebnisse der Studie erscheinen im Fachmagzin "biology letters".
Quelle:
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 27. August 2014