"I Love you heißt noch lange nicht ich liebe dich" ist ein Roman von Cleo Leuchtenberg, der auf den ersten Blick wie eine klischeehafte Liebesgeschichte wirkt, allerdings viel mehr zu bieten hat.

Die Protagonisten sind Lilly und Ben, sie stammt aus reichem Haus, er aus zerrütteten Verhältnissen. Lilly ist eine Kämpferin, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirkt. Sie hat eine überfürsorgliche Mutter und seitens der Eltern existieren genaue Vorstellungen, wie ihr Leben aussehen sollte. Außerdem haben sie die vielen Umzüge, die sie wegen ihres Vaters mitmachen musste, geprägt - ebenso wie ihre erste große Liebe, die zu Bruch ging.

Ben ist ein kantiger Typ. Er lebt allein, schlägt sich durch und Probleme mit seinem Vermieter sind an der Tagesordnung. Sein rebellischer Charakter macht es ihm nicht gerade leicht, beim weiblichen Geschlecht zu punkten, und auch in der Arbeitswelt steht er sich häufig selbst im Weg. Allerdings hat er auch eine weiche, verletzliche Seite.
Zusammen bilden die beiden ein Paar, das nicht unterschiedlicher sein könnte und das sich dennoch - oder gerade deshalb - verliebt.

Die Charaktere sind so detailliert und authentisch ausgearbeitet, dass sie für mich die große Stärke des Buches ausmachen, da sie nicht oberflächlich, sondern mit Gefühl ausgestaltet sind. Von diesen Charakteren lebt die Geschichte.

Der Hauptschauplatz der Handlung ist ein Synchronstudio. Lilly und Ben synchronisieren einen Liebesfilm, hier lernen sie sich kennen. Doch auch dieser Film ist keine klassische Romantik-Komödie, er erzählt ebenfalls von einer schwierigen Liebe. Die Parallelen, die hier auftauchen, sind hervorragend ausgearbeitet und lassen den Roman weiter an Tiefe gewinnen. Das Setting ist daher super gewählt, auch weil man als Leser einen super Einblick in die Arbeit von Synchronsprechern bekommt, was auf jeden Fall interessant war.

Die Form des Romans ist sehr interessant und passend gewählt, da sie sehr anschaulich ist. Lilly und Ben erzählen abwechselnd. Dabei haben beide ihren unverwechselbaren Stil und natürlich ihre ganz eigene Sichtweise der Dinge. Die Szenen werden dabei nie doppelt erzählt, maximal werden wichtige Details aus beiden Perspektiven aufgegriffen.

Wer Liebesgeschichten in außergewöhnlicher Umgebung und abseits des Mainstreams mag und Lust hat, auch noch interessante Hintergründe über das Synchronisieren zu erfahren, der muss zu diesem Buch greifen. Und ihn erwartet eine tiefe, verletzliche, authentische und spannende Liebesgeschichte, die auch vor Problemen nicht halt macht, sondern aufzeigt, wie man sich trotz Verletzungen und Prägungen einander öffnen kann.


*Erschienen bei Oetinger*