Eine typische Liebesgeschichte - könnte man denken, aber nein. Dieses Buch ist so viel mehr, eine Liebesgeschichte, Freundschaft, Geschwisterliebe und aber auch eine Geschichte über Gewalt, in der "Jetzt alles ist was man hat" und in der man das überleben muss.
Ebenso ist auch das Lebensmotto der Hauptfigur: „Jetzt ist alles was wir haben“. Hadley geht zur Schule, hat Freunde und spielt Lacross. Aber das ist nur das, was die Außenwelt sieht, sie ist psychisch und körperlich am Ende, ihr Vater drillt sie für das Lacross Team, überall muss sie die Beste sein, und wenn sie es nicht schafft, schlägt er sie. Dieses Buch zeigt, was ein Mensch aushalten kann, um jemanden anderen zu beschützen. Denn ihre kleine Schwester darf ihr Vater nicht bekommen, das ist Hadleys einzige Sorge und dafür tut sie alles. Doch wie soll sie ihre Schwester beschützen, wenn sie ihren Abschluss hat? Als sie dann auch noch einen Jungen kennenlernt wird die Lage noch um einiges komplizierter. Etwas muss geschehen, doch hat sie den Mut sich endlich zu wehren?

Dieses Buch ist nichts für jemanden, der von einer heilen Welt lesen will, für jemanden, der eine kitschige Love Story will, aber wenn du erfahren willst, wie stark Liebe sein kann, dann lies dieses Buch. Durch die Perspektive von Hadley kann man keinen Abstand zu dem Buch halten, schon nach kurzer Zeit fühlst du mit ihr, willst sie beschützen und verstehst sie. Und diese Erfahrung zu machen, verschiebt vielleicht deinen Blick auf deine Welt. Die Spannung wird nur noch dadurch gesteigert, dass man zuerst nur die aktuelle Situation mitbekommt und dann in Flashbacks erfährt, was passiert ist, sowie die Interviews welche von der Polizei mit ihren Freunden und anderen Leuten, die sie kannten, gemacht werden. 

Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, welches mich so hat mitfühlen lassen, so viele Ebenen aufgegriffen hat, die Gedanken von Hadley, die Reaktionen der Freunde und ihrem Freund. Es ist keine leichte Lektüre für zwischendurch, aber etwas womit man sich auseinandersetzen kann und sollte.  Gewalt sollte kein Tabu-Thema sein, denn Menschen denen so etwas wiederfährt, sollten sich nicht dafür schämen müssen, dass ihnen etwas wiederfahren ist, worauf sie keinen Einfluss haben.


*Erschienen bei cbj*