Olympia gehörte lange den "Herren der Ringe"
Frauen bei Olympia: Sportwissenschaftlerin Tzschoppe über den mühsamen Weg zur Gleichberechtigung
Bei den olympischen Sommerspielen vom 5. bis 21. August 2016 in Rio de Janeiro stellen Frauen etwa 45 Prozent der Teilnehmer_innen. Das ist ein neuer Rekord in Sachen Gleichberechtigung und gar nicht selbstverständlich, denn als 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen stattfanden, durfte offiziell keine einzige Frau an den Wettkämpfen teilnehmen. "Sie waren nur die Petersilie auf der olympischen Platte. Frauen sollten bei den Spielen nicht wetteifern, sondern allenfalls im Publikum applaudieren und die Sieger bekränzen", beschreibt Dr. Petra Tzschoppe, Sportwissenschaftlerin der Universität Leipzig, die Situation damals. Auch der Begründer der Spiele, Baron Pierre de Coubertin, blieb bei diesem Thema ganz in der Tradition der antiken Olympischen Spiele. Erst ganz allmählich und über einen langen Zeitraum hinweg öffnete man die Olympischen Spiele auch für Athletinnen.
Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und in dem Gremium für Frauen und Gleichstellung zuständig, hat wissenschaftlich viel zu diesem Thema geforscht und herausgefunden, dass Frauen zum ersten Mal im Jahr 1900 bei den Olympischen Spielen in Paris teilnahmen, und zwar in den Sportarten Golf und Tennis. Wenig später dann durften sie sich noch im Eiskunstlauf und Schwimmen miteinander messen, aber im Turnen und Leichtathletik war es ihnen erst 1928 erlaubt. Bis dahin hatten die Sportlerinnen jedoch hart zu kämpfen mit dem damals rein männlich besetzten olympischen Komitee. Denn die "Herren der Ringe" wie Tzschoppe es formuliert, blieben lieber unter sich. Erst als die Frauen eigene Weltspiele veranstaltet hatten (insgesamt vier Mal), nahm das Internationale Olympische Komitees die Frauenwettkämpfe in das olympische Programm auf.
Erst im Jahr 2012 waren in London zum ersten Mal in allen Sportarten Frauen und Männern zu finden. Eine Premiere gibt es diesbezüglich auch in diesem Jahr in Rio: Rugby kehrt nach 92 Jahren in das Programm zurück - und nun auch für Frauen.
"Die Führungspositionen waren jahrzehntelang ausschließlich mit Männern besetzt. Im Sport und bei der Ausübung von Macht sind traditionelle Rollenklischees besonders ausgeprägt", erklärt Petra Tzschoppe. Die ersten beiden Frauen wurden erst 1981 ins Internationale Olympische Komitee aufgenommen, inzwischen sollen Frauen gezielt für Führungspositionen gewonnen werden.
Petra Tzschoppe, die sich als DOSB-Vizepräsidentin in der ersten Olympiawoche in Rio de Janeiro aufhält, erforscht gerade die Situation von Trainerinnen im Spitzensport. Diese seien fast ebenso selten wie Frauen in den olympischen Spitzengremien.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung