Lichterloh - Stadt unter Ruß
Autorin: Sarah M. Kempen
Illstrationen von Melanie Korte
ab 14 Jahren
Ich muss zugeben, für mich sehen derzeit viele Buchcover sehr ähnlich aus. Dass ausgerechnet Lichterloh es dann in meine Leseauswahl geschafft hat, liegt neben dem mystisch-geheimnisvollen äußeren Aussehen vor allem am spannenden und ungewöhnlichen Thema: Rußstadt, der Ort an dem die jungen Schwestern Cleo und Gwynnie leben, hat eine Schornsteinfeger-Gilde.
Und das nicht ohne Grund, die Helden der Stadt sorgen dafür, dass die kohlebetriebenen Maschinen und Geräte keinen Brand verursachen und sie reinigen die Kamine, Schornsteine und Schlote, von denen es massenhaft in der verrußten Stadt gibt.
Cleo träumt davon, ein Mitglied dieser Gilde zu werden, stattdessen arbeitet sie in einer Fabrik, in der Maschinen hergestellt werden. Sie ist eine begabte Schrauberin, die hier und da immer mal wieder den Menschen aushilft, wenn ein Gerät oder eine Maschine mal nicht mehr will.
Das ist eigentlich nicht legal, doch bisher hat sie keiner verraten.
Eines Tages bricht ein Brand aus, als sie gerade unterwegs ist: geistesgegenwärtig hilft sie bei der Brandbekämpfung. Doch das große Lob bleibt aus, im Gegenteil, sie wird getadelt, dass sie als gewöhnliche Arbeiterin die Aufgabe eines angesehenen Schornsteinfegers einfach übernommen hat.
Aber es kommt ganz anders, die Stimmung dreht sich und sie wird in die Ausbildung zur Schornsteinfegerin übernommen – ihr Traum wird wahr! Doch nicht nur ihre Schwester zeigt sich wenig begeistert über diese Entwicklung, auch Cleo versteht schnell, dass die Elite der Stadt ihren Ruf und ihr Ansehen wahren muss, und sie dabei als Schlüsselelement fungiert.
Da einige überhaupt nicht einverstanden sind, dass sie, ohne von einer Schornsteinfeger-Dynastie abzustammen, nun unversehens Schornsteinfegerin lernen darf, wird ihr nun das Leben zur Hölle gemacht. Ihre Kollegen und Kolleginnen behandeln sie wie Dreck und ihr werden vom Ausbilder Steine in den Weg gelegt, wo es nur geht. Doch Cleo ist zäh und gibt nicht auf, sie lernt die Vorteile ihrer Position zu nutzen und macht allen klar, dass sie weiß, wofür es sich lohnt zu kämpfen und dass sie diese Ausbildung durchziehen wird.
Je mehr sie jedoch in ihrer Ausbildungszeit Einblicke in die Gilde erhält, desto mehr werden ihr seltsame Zusammenhänge in der Stadt klar: warum leben die Industriellen mit ihren feinen Häusern über den anderen Vierteln? Warum müssen alle kaputten Geräte immer entsorgt werden? Und was hat die Diebesbande mit der heißbegehrten Kohle zu tun? Ihre Zweifel an dem, was sie bisher geglaubt und für richtig empfunden hat, werden stärker.
Cleo muss erst noch herausfinden, wem sie wirklich trauen kann und erfährt immer mehr, wer furchtbare Pläne in Rußstadt verfolgt. Sie muss Angriffe und Leid ertragen, das sie mit eigenen Augen sieht, wird sich ihrer Verantwortung bewusst und muss einige kluge und mutige Entscheidungen treffen.
"Lichterloh" ist ein rundum spannendes Lesevergnügen, das die raue Wirklichkeit um knappe Ressourcen und Klassengesellschaft beschreibt. Cleo ist eine starke Persönlichkeit, die aber auch fähig ist, empathisch zu sein. Das Setting in einer verrußten, kohlegetriebenen Stadt und die Darstellung der angesehenen Schornsteinfeger-Gilde in einem fehlerhaften System, das vertuscht wird, wurde sehr überzeugend umgesetzt. Im Juli und September 2025 erscheinen die nächsten beiden Bände, die Reihe "Lichterloh" kann ich bisher auf jeden Fall empfehlen.
Erschienen bei magellan
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Autorin / Autor: Verena T. - Stand: 17. April 2025