Meerkatzen ahmen Handlungen der Mutter nach
Auch bei der Primatenart spielt soziales Lernen eine Rolle
In der kindlichen Entwicklung ist es normal, dass Verhaltensweisen bei Älteren abgeguckt werden. Vor allem die Mutter hat einen starken Einfluss auf das Kind. Soziales Lernen wird aber nicht nur an Menschen, sondern auch an Tieren beobachtet. In einer Studie wurde nun das soziale Lernen von äthiopischen Grünmeerkatzen erforscht. Dabei interessierte die Forscher, wessen Verhalten die Tiere bei der Säuberung von sandigen Trauben nachahmten.
In der dreijährigen Untersuchung wurden sechs freilebende Meerkatzengruppen beobachtet, die jeweils aus zehn bis 27 Tieren bestanden. Normalerweise verputzen Meerkatzen Trauben einfach so wie sie sind, ungeachtet etwaiger Dreck- oder Sandpartikel. Manchmal sind aber auch verschiedene Putztechniken zu beobachten: Die Tiere der Studie wischten die Trauben entweder mit den Händen ab oder benutzten verschiedene Materialien wie den Boden, Steine oder Äste, um den Schmutz abzubekommen. Die Trauben wurden aber auch mit den Zähnen oder den Händen geöffnet und nur das Innere ohne Schale verspeist. Manche Meerkatzen blieben weiterhin faul und ließen sich von der Sandschicht nicht stören. Ein bereitgestelltes Wassergefäß blieb übrigens unbeachtet – da unterscheiden sie sich wohl doch vom menschlichen Putzverhalten!
Im Laufe der Beobachtung probierten die meisten Meerkatzen mehrere Putzmethoden aus, am häufigsten wurden die schmutzigen Trauben allerdings ohne Säuberung gegessen, folgend von der Handsäuberung, Abwischen an Materialien und Öffnen mit dem Mund. Von nur einem (wohl ganz speziellen) Tier wurden die Trauben mit den Händen geöffnet und gegessen.
Das Ergebnis: Meerkatzen orientieren sich eher an der Mutter als an Artgenossen des gleichen Geschlechts oder gar der gesamten Gruppe. Das trifft aber nur auf alltägliche Handlungen wie das Nahrungsputzen zu; Handlungen in neuartigen Kontexten werden dann doch eher von den männlichen Tieren kopiert.
Die Meerkatzen ahmten sogar dann das Verhalten nach, während die Mütter gar nicht anwesend waren, und sie also nicht direkt kopiert werden konnten. Der erste Beweis für das soziale Lernen! Weiterhin konnten genetische Gründe ausgeschlossen werden, da die Tiere verschiedene Putzmethoden ausprobierten und im Laufe der Zeit abänderten; auch waren erwachsene Geschwister selbstständiger in ihrem Putzen als die Kleinsten. Daraus zogen die Forscher die Schlussfolgerung, dass hier soziales Lernen mitspielt.
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Autorin / Autor: Annika Willinger - Stand: 30. April 2012