Grinsende Gesichter, wo gar keine sind
Forschung: Musik ändert unsere Wahrnehmung
Wer ist nicht schon mal mit der passenden Musik im Hintergrund durch die Wohnung getanzt und hat fleißig mitgeträllert? Dass Musik unsere Stimmung beeinflussen kann, ist bekannt. Wenn wir einen fröhlichen oder traurigen Song im Radio hören, fühlen wir uns selbst oft noch fröhlicher oder noch trauriger. ForscherInnen der niederländischen Universität Groningen meinen, dass Songs noch viel mehr können als uns ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Sie wollen herausgefunden haben, dass Musik unsere visuelle Wahrnehmung ändert. So sahen StudienteilnehmerInnen, denen das Forscherteam heitere Songs vorspielte häufiger grinsende Gesichter, wo gar keine waren. Hörten die TeilnehmerInnen hingegen traurige Songs, so sahen sie vorwiegend unglückliche Gesichter.
Für ein Experiment baten Jacob Jolij und Maaike Meurs ihre Studenten ihre Lieblingssongs mitzubringen, die sie glücklich machten oder in melancholische Stimmung versetzten. Das Forscherteam setzte nun die 43 TeilnehmerInnen vor einen Bildschirm, auf dem in rascher Folge verrauschte Bilder zu sehen waren. Auf einigen der Bilder war ganz schwach ein lächelnder oder traurig dreinblickender Smiley zu erkennen, auf anderen Bildern nur das schwarz-weiße Rauschen zu sehen, ohne Abbildung. Währenddessen spielte das Forscherteam den TeilnehmerInnen abwechselnd traurige und fröhliche Lieder ihrer eigenen Auswahl vor. Die Studenten sollten bei jedem Bild angeben, ob der abgebildete Smiley lächelte oder die Mundwinkel nach unten gezogen hatte.
Fröhliche Musik lässt Smileys lächeln
Tatsächlich wirkte sich die Musik auf die Wahrnehmung der Studenten aus. Am leichtesten fiel es ihnen, Smileys zuzuordnen, wenn die Musik zu deren „Gesichtsmimik“ passte. Wenn kein Smiley gezeigt wurde, dachten die TeilnehmerInnen meistens, sie sahen einen lächelnden, wenn die derzeitige Hintergrundmusik fröhlich war und einen traurigen, wenn der eingespielte Song melancholisch stimmte.
Unsere Erwartungen scheinen also zu beeinflussen, was wir sehen. Das Experiment zeigt, dass wir uns leicht von unserer Stimmungslage täuschen lassen. Wer fröhlich gestimmt ist, erwartet anscheinend eher ein fröhliches Gegenüber als ein trauriges.
Die komplette Studie im Netz
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Autorin / Autor: Jennifer Horn - Stand: 29. April 2011