Als Cassidy von einer Mitschülerin gebeten wurde, ihr dabei zu helfen mit ihrem Freund Schluss zu machen, hätte sie nie gedacht, dass sich daraus ein für sie lukratives Geschäft entwickelt, unter den Schülern inoffiziell bekannt als „Cassidys Schlussmach-Service“. Nachdem Coltons Freundin Cassidys besonderen Service ebenfalls in Anspruch nimmt und mit Colton Schluss macht, entwickelt sich zwischen Cassidy und Colton eine noch stärkere Feindschaft als zuvor. Da fordert Colton Cassidy zu einer Wette heraus: Sie soll ausnahmsweise mal das Gegenteil tun und zwei von ihm ausgesuchte Mitschüler verkuppeln. Als Cassidy diese Wette annimmt, stellt das ihr ganzes Leben auf den Kopf.

Mit Cassidy ist der Autorin eine einzigartige Figur gelungen. Sie ist nicht die typische Protagonistin einer Liebesgeschichte, die sich hoffnungslos und offenen Herzens verliebt. Cassidy nämlich glaubt nicht an die Liebe. So ist es sehr interessant, das Gefühlschaos, das sich zwischen ihr und Colton entwickelt, zu verfolgen. Denn aufgrund ihrer Wette sind die beiden mehr oder weniger gezwungen, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Sie lernen neue Seiten aneinander kennen und nach und nach finden unterdrückte Gefühle ihren Weg an die Oberfläche. Die schlagfertigen Dialoge der beiden sind sehr amüsant, ganz nach dem Motto: Was sich liebt, das neckt sich. Und auch wenn man als Leser früh erahnen kann, wohin diese Feindseligkeit führt, hat die Geschichte durchweg Unterhaltungspotenzial. Die Autorin schreibt sehr locker und humorvoll, so eignet sich der Roman bestens als leichte Sommerlektüre. Doch auch tiefgründige Emotionen und Themen finden ihren Platz in der Geschichte.

Cassidy und Colton sind facettenreiche Charaktere, und man schließt als Leser früher oder später beide in sein Herz. Auch die Nebenfiguren, allen voran Cassidys beste Freundin Lorn und Coltons Cousin Theo, sind authentisch und wurden von der Autorin mit liebenswerten Eigenschaften ausgestattet, sodass man gar nicht anders kann, als sie zu mögen. Besonders gut haben mir auch die außergewöhnlichen Namen der Charaktere gefallen.

Zugegebenermaßen haben sich die ersten 150 Seiten meiner Meinung nach sehr in die Länge gezogen. Es wird zu sehr ausgeschmückt, Cassidys gesamte Hintergrundgeschichte sozusagen erzählt, ohne dass wirklich viel passiert. Hier hätte ich mir gern mehr Handlung und weniger Erzählung gewünscht. Dies macht die Autorin danach jedoch wieder gut – mehr als gut, denn ich konnte das Buch anschließend nicht mehr aus der Hand legen. 

„My First Love“ ist ein sehr gelungenes Jugendbuch und bietet viel mehr als nur die Geschichte einer ersten Liebe. Freundschaft, Familie und Zusammenhalt finden in diesem Roman ebenso ihren Platz wie Verlust, Schmerz und Enttäuschung. Ein Roman, der humorvoll und gleichzeitig tiefgründig ist.

*Erschienen bei Heyne fliegt*