Neuer Mitbewohner entdeckt!
Nicht nur Bakterien und Pilze, auch Archaeen besiedeln unsere Haut
Fühlt ihr euch manchmal einsam? Dazu besteht keinerlei Anlass, denn ihr seid es nicht. Nie! Auf eurer Haut leben unzählige Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Nun haben WissenschaftlerInnen einen weiteren Mitbewohner der menschlichen Haut entdeckt, der bislang eher aus extremeren Umgebungen bekannt war: Archaeen. Archaeen sind urtümliche Mikroorganismen, die unter extremen Bedingungen überleben können. Normalerweise hausen sie in Salzseen, in der Nähe von heißen Quellen oder in fauligem Schlamm und spielen normalerweise eine wichtige Rolle im Stickstoffkreislauf der Erde. Aber auch im menschlichen Darm wurden sie schon gefunden.
Dass sie aber auch auf unserer geliebten Haut ein heimeliges Zuhause finden, war bislang nicht bekannt. ForscherInnen der Universität Regensburg gelang der Nachweis mit einer speziellen Färbemethode von Wischproben menschlicher Haut, die sie von freiwilligen gewonnen hatten. Überraschenderweise entdeckten die Forscher eine Vielzahl von Archaeen auf der Haut aller Versuchspersonen. Bei einigen Probanden machten Archaeen sogar 10 % sämtlicher auf der Haut befindlichen Mikroorganismen aus. Sie konnten die so nachgewiesenen Mikroorganismen der Gruppe der sogenannten Thaumarchaeota zuordnen.
Auf die Idee, dass Archaeen möglicherweise die menschliche Haut besiedeln könnten, kamen die WissenschaftlerInnen durch eine kuriose Entdeckung: Die Mikrobiologin Moissl-Eichinger hatte in den vergangenen Jahren schon mehrfach Spuren von Archaeen in sogenannten Reinräumen gefunden. Reinräume sind mit aufwändigen Verfahren gereinigte Räume, die möglichst keim- und partikelfrei gehalten werden. Sie werden beispielsweise für die Produktion in der Raumfahrtechnik oder Nanotechnologie benötigt. Wie aber können nun in diese fantastisch sauberen Reinräume Archaeen gelangen? Da musste wohl der Mensch seine Finger im Spiel haben, im wahrsten Sinne des Wortes.
Noch wissen die ForscherInnen nicht, welche Wirkung die Archaeen auf der Haut haben und ob unser unfreiwilliges Zusammenleben mit ihnen nun gut oder schlecht für unsere Gesundheit ist. Weil Archaeen normalerweise in den Stickstoffkreislauf eingebunden sind, könnten die Mikroorganismen mit der pH-Regulation der Haut in Verbindung stehen, meint Moissl-Eichinger. Diesen Fragen wollen die Forscherinnen in der Zukunft nachgehen.
Die ersten Ergebnisse der Regensburger Forscher sind in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ erschienen (DOI: 10.1371/journal.pone.0065388).
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. Dezember 2013