Never Never
Autorinnen: Colleen Hoover, Tarryn Fisher
Aus dem Amerikanischen von Kattrin Stier
Stell dir vor, du weißt von einem auf den anderen Moment nicht mehr, wer du bist. Du kennst weder deine Vergangenheit noch deine Familie und Freunde, aber du weißt noch genau, wie man Auto fährt. Du machst dich auf die Spur von dir selbst und setzt Stück für Stück das Leben der Person zusammen, die du anscheinend bist. Und dann, nach exakt 48 Stunden passiert es wieder – totaler Reset.
Genau das passiert Charlize aka Charlie und Silas in „Never Never“ von Colleen Hoover und Terryn Fisher.
Was sie wissen: Offenbar sind sie zusammen. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit. Irgendeine Fehde zwischen ihren Familien sorgt dafür, dass ihre Beziehung mehr oder minder ein Geheimnis ist.
Was sie nicht wissen: Wer sind sie? Was ist zwischen ihren Familien passiert? Wieso können sie sich an nichts erinnern? Wie kriegen sie ihr Gedächtnis zurück?
*Meine Meinung*
Ich bin ehrlich – ein bisschen Kitsch braucht man ab und zu, dennoch hatte ich die Befürchtung, „Never Never“ könnte ein klassisches Colleen Hoover Buch sein, ganz im Stil von Will&Layken. Umso mehr hat mich dieser Roman dann aber überrascht. Und das durch und durch positiv! Als Leser ist man zunächst ebenso unwissend und unbeschrieben wie Charlie und Silas, was eine ungewöhnliche Nähe zu diesen beiden Charakteren schafft. Man lernt hier keine voll entwickelten und entfalteten Protagonisten kennen, sondern begleitet sie dabei, wie sie sich selbst und ihre Schwächen kennenlernen, und natürlich auch, wie sie sich gegenseitig kennenlernen. Besonders das Entwickeln einer Beziehung, die eigentlich schon existiert, aber nun durch die mysteriöse Amnesie gelöscht wurde, ist den beiden Autorinnen sehr gut gelungen.
Die Spannung um die Ursache der Amnesie bleibt durchgehend erhalten ohne ermüdend oder gar überflüssig zu wirken, auch wenn die Auflösung dann doch den klassischen Hoover Touch kriegt …
Emotional geht man hier aber in eine etwas andere Richtung als man es von Colleen Hoovers Büchern gewohnt ist, was wohl Terryn Fishers Einfluss geschuldet ist. Anstatt die ganze Bandbreite romantischer Gefühlsstadien auszukosten, bewegt sich „Never Never“ eher auf der spirituell-emotionalen Selbstfindungsebene und stellt viele Fragen im Sinne von „Wer bin ich und was will ich?“ aber auch was das „Gute“ im Menschen ist und was man füreinander tun kann.
Es ist also absolut nicht der typische Unterhaltungsroman, sondern liefert auch viel ethische Substanz, weshalb ich „Never Never“ auch unbedingt weiterempfehlen möchte – selbst an die Kitschallergiker!
*Erschienen bei dtv*
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Autorin / Autor: cheshirekitty - Stand: 17. April 2018