Rituale für den Geschmack
Studie: Wie bestimmte Abfolgen den Genuss steigern
Wenn dich deine Freunde mit einem Geburtstagskuchen überraschen, dabei ein Ständchen singen und du dir beim Ausblasen der Kerzen etwas wünschen darfst, bleibt dieser Kuchen wahrscheinlich besonders gut in Erinnerung. Das ganze Drumherum verändert aber noch etwas: den Geschmack – und zwar zum Positiven. Selbst die kleinsten und von uns unbewusst durchgeführten Rituale rund ums Essen und Trinken steigern den Genuss, meinen ForscherInnen um Kathleen Vohs von der University of Minnesota.
„Jedes Mal, wenn ich einen Espresso bestelle, nehme ich das Zuckerpäckchen in die Hand und schüttle es, öffne das Päckchen, streue ein kleines bisschen Zucker in die Tasse und probiere“, beschreibt Vohs eines ihrer persönlichen Rituale. „Es ist nie genug Zucker, also streue ich dann etwa die Hälfte des Päckchens in den Espresso“. Dabei könne sie auch gleich das halbe Päckchen nutzen und einen Schritt überspringen, erklärt die Forscherin. Vohs und ihr Team führten vier Experimente durch, um zu untersuchen, wie solche rituellen Verhaltensweisen unsere Wahrnehmung der Speisen beeinflussen.
Im ersten Experiment bekamen die Testpersonen einen Schokoriegel. Ein Teil der Probanden sollte diesen, einem bestimmten Muster folgend, verzehren: Zunächst den noch verpackten Schokoriegel einmal in der Mitte durchbrechen, dann die Hälfte des Riegels auspacken und diese essen. Dann erst sollte die andere Hälfte ausgepackt und gegessen werden. Der andere Teil der Testpersonen durfte sich zunächst entspannen und den Schokoriegel nach eigenem Belieben auspacken und essen.
Das Ergebnis: Wer die Schokoladen nach einem bestimmten Muster aß, bewertete diese hinterher als schmackhafter, ließ sich mehr Zeit zum Genießen und würde mehr für die Schokolade bezahlen.
In weiteren Experimenten zeigten sich ähnliche Ergebnisse. So schmeckten selbst Karotten den Testpersonen besser, wenn sie diese nach einem bestimmten Muster zubereiteten. Die Rituale steigerten sogar die Vorfreude. Lag zwischen den Handlungen und dem Essen eine Pause, so erhöhte das zusätzlich den Geschmack. Änderten sich die Rituale ständig und mussten die Testpersonen vor dem Verzehr seltsame Bewegungen vollführen, wirkte sich das jedoch nicht positiv aus. Auch wenn man anderen etwa beim ritualisierten Mixen von Limonade zusieht, wertet dies das eigene Geschmackserlebnis nicht auf. Man muss schon selbst ran.
Wer sich seine Ticks rund ums Essen eigentlich abgewöhnen wollte, sollte nach diesen Studienergebnissen noch einmal darüber nachdenken - der Geschmack könnte darunter leiden ;-).
Welche Rituale pflegst du rund ums Essen?
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Autorin / Autor: Redaktion; Bild - Stand: 23. Juli 2013