Genuss steckt an
Mit einem Lächeln schmeckt auch das Gemüse
„Bäääh, das mag ich nicht“ – Kindern gesundes Essen schmackhaft zu machen ist gar nicht so einfach. Erinnerst du dich auch noch an Zeiten, in denen deine Eltern dir glaubhaft machen wollten, dass der Löffel ein Flugzeug ist und deine Zunge der Landeplatz für das pürierte Grünzeug? Oder gibst du dem Gemüse etwa selbst Namen, legst Smileys aus Erbsen und Möhren, um diese deinen Geschwistern leichter zu „verkaufen“? Vielleicht ist das alles schon ein bisschen zu viel des Guten. Ein einfaches Lächeln könnte ausreichen, um Kindern Gemüse schmackhaft zu machen. Das zumindest wollen ForscherInnen der Université Blaise Pascal in einer Studie herausgefunden haben.
In dieser legten Laetitia Barthomeuf und ihr Team 43 Kindern zwischen fünf und acht Jahren sowie 42 Erwachsenen Fotos von essenden Frauen vor. Die Abgebildeten strahlten auf manchen Fotos Genuss aus, auf manchen blieben sie neutral und in anderen ließen sie Abscheu durchblicken.
Zuvor befragten die ForscherInnen die TeilnehmerInnen nach ihrem Geschmack, welche Lebensmittel sie mögen und welche nicht. Nach dem Blick auf die Fotos sollten sie dann nochmals auf einer Skala von 1 bis 10 angeben, wie gerne sie die Speisen, die die Frauen auf den Fotos zu sich nahmen, selbst essen würden. Und tatsächlich: Vor allem die jüngeren TeilnehmerInnen ließen sich von dem Lächeln oder Missmut der Abgebildeten beeinflussen. Wenn die Frau die Mundwinkel nach unten zog, bewerteten die jüngeren und in geringerem Maße auch die älteren Probanden sogar die Gerichte, die sie eigentlich gerne mögen, negativ. Wenn die Frau auf dem Foto hingegen genussvoll in die Möhre biss, so kam bei den eigentlichen Möhren–Verächtern das Gemüse gar nicht mehr so schlecht an. Kinder seien besonders "manipulierbar", da ihr präfrontaler Cortex, der Bereich des Gehirns, der Handlungen und emotionale Prozesse steuert, noch nicht vollständig ausgereift sei, erklären die Forscherinnen im Fachmagazin "British Journal of Developmental Psychology". Erwachsene könnten unbewusst, und mehr als bisher angenommen, die Essensvorlieben ihrer Kinder durch ihren Gesichtsausdruck beeinflussen, schließen sie aus den Ergebnissen.
Aber ob sich die Kleinen bei heruntergezogenen Mundwinkeln tatsächlich von dem verlockenden Schokoriegel abbringen lassen? Oder andersherum den Broccoli essen, nur weil die Mama beim Verzehr desselbigen erstrahlt? Für genervte Eltern, die dies schon verzweifelt versucht haben, könnte die Studie möglicherweise den Ig-Nobelpreis, den Anti-Nobelpreis für unnütze wissenschaftliche Arbeiten, wert sein. Aber was ist schon verkehrt daran, mit gutem Beispiel voranzugehen und mit Freude einen gesunden Lebensstil vorzuleben ;-)
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 22. Mai 2012