Geschmackloses Ritual
Studie: Warum manche im Kino auch altes Popcorn in sich reinstopfen
Gehört ihr zu denen, die einen Kinobesuch ohne Popcorn mental nicht verkraften? Dann gehört ihr möglicherweise auch zu denen, die sich das Popcorn ohne Sinn und Verstand zwischen die Kiemen schieben, ganz egal, ob es frisch und knusprig oder von vorletzter Woche ist.
Forscher der amerikanischen University of Southern California haben nämlich herausgefunden, dass bestimnmte Gewohnheiten und Rituale dazu führen, dass wir unseren Geschmackssinn völlig ignorieren und hemmungslos essen, ob es nun schmeckt oder nicht.
Die ForscherInnen luden Testpersonen ins Kino ein und boten ihnen am Eingang Popcorn an. Das Popcorn war teilweise frisch und lecker, teilweise wochenalt. Die WissenschaftlerInnen überprüften, wieviel Popcorn die Testpersonen gegessen hatten und erfassten außerdem das Hungergefühl der ProbandInnen sowie, ob ihnen das Popcorn geschmeckt hatte. Zudem verglichen sie die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe, die Filme in einem Besprechungsraum - nicht im Kino - sahen.
Es zeigte sich, dass die Kinogänger, die grundsätzlich bei Kinobesuchen Popcorn verzehren, sich am gammeligen Geschmack des alten Popcorn nicht störten. Sie aßen genauso viel davon wie andere frisches. Testpersonen aber, die überlicherweise kein Popcorn im Kino kaufen, verzehrten deutlich mehr frisches Popcorn, ließen das alte eher links liegen.
Die Kontrollgruppe im Besprechungsraum aß ebenfalls überwiegend frisches Popcorn, ganz gleich ob es ansonsten Kino-Popcornesser waren oder nicht.
Für die ForscherInnen zeigt die Untersuchung den Einfluss von Umgebung und Gewohnheiten auf das Essverhalten und veranschaulicht, wie es dazu kommt, dass Leute sich an etwas "überfressen", auch wenn sie gar keinen Hunger haben und es ihnen eigentlich gar nicht schmeckt. Die meisten Leute meinen, wieviel sie essen, hänge vor allem davon ab, wie gut etwas schmecke. Der Versuch zeigt aber, dass bestimmte Rituale (z.B. Kino und Popcorn) so mächtig sind, dass selbst ein schlechter Geschmack ignoriert wird, erklärt Mitautorin Wendy Wood.
Das Tröstliche: es gibt eine einfache Methode, wie man diese Gewohnheiten aufbrechen und sich sozusagen selbst überlisten kann. Die Forscher konnten in einem weiteren Kinoexperiment nämlich zeigen, dass schon der Wechsel der Hand beim Greifen in die Popcornschachtel erstaunliche Auswirkungen hat. Popcornesser oder nicht - wer mit der weniger dominanten Hand danach griff, aß das alte Popcorn in deutlich geringerem Ausmaß.
Wenn ihr euch also vor solch halbautomatschen Fress-Attacken schützen wollt, dann meidet entweder die Umgebung, die euch regelmäßig zu übermäßigem Verzehr verleitet oder - wenn das einfach nicht geht - wechselt beim Essen die Hand. ;-)
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Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert - Stand: 4. September 2011