Roboter retten
Wissenschaftler_innen gingen der Frage nach, ob Menschen eher Robotern oder eher ihrer eigenen Spezies helfen
Es ist schon lange keine Science Fiction mehr - schon jetzt arbeiten Roboter als Minenräumer, Pflegeassistent oder Haushaltshelfer. Aber je mehr Maschinen mit künstlicher Intelligenz Einzug in Alltag und Beruf nehmen, desto drängender stellt sich die Frage, wie wir Menschen die künstlichen Gefährten wahrnehmen und uns ihnen gegenüber verhalten. Eine Studie hat nun untersucht, inwieweit Menschen bereit sind, Rücksicht auf Roboter zu nehmen und fand heraus, dass die Empathie offenbar so weit geht, dass sie unter Umständen Menschenleben gefährden würden.
Wissenschaftler_innen um Sari Nijssen von der Radboud University in Nijmegen, Niederlande, und Markus Paulus, Professor für Entwicklungspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), wollten wissen, inwiefern sich Menschen Robotern gegenüber mitfühlend verhalten und ihrem Verhalten moralische Prinzipien zugrundelegen. „Wir haben untersucht, inwieweit Erwachsene bereit sind, Roboter zu opfern, um Menschen zu retten“, beschreibt Sari Nijssen die Fragestellung der Studie. Die Teilnehmer_innen der Studie wurden vor ein sogenanntes moralisches Dilemma gestellt: Würden sie einen Einzelnen in Lebensgefahr bringen, um eine Gruppe verletzter Menschen zu retten? In unterschiedlichen Szenarien handelte es sich dabei mal um einen Menschen, mal um einen sogenannten humanoiden Roboter mit menschlichen Zügen und mal um einen Roboter, der klar als Maschine zu erkennen war.
Mehr Mitgefühl für den menschenähnlichen Roboter
Wie die Studie zeigt, wurde das Dilemma umso drängender, je mehr der Roboter einem Menschen ähnelte. Sobald dieser in kurzen Geschichten als mitfühlendes Wesen oder als Wesen mit eigenen Erfahrungen und Vorstellungen dargestellt wurde, fiel es den Testpersonen schwerer, diesen zu „opfern“, um Menschenleben zu retten. Die Empathie mit der Maschine ging bei manchen der Teilnehmer_innen so weit, dass sie bereit waren, die Gruppe verletzter Menschen zu opfern, nur damit dem Roboter nichts passiert.
„Je menschenähnlicher die Roboter waren, insbesondere je mehr man ihm Gefühle zusprach, desto weniger waren die Versuchspersonen in unserem experimentellen Szenario geneigt, den Roboter zu opfern“, sagt Paulus. „Das weist darauf hin, dass dem Roboter eine Art moralischer Status zugesprochen wurde." Für die Wissenschaftler bedeutet das, dass wir vorsichtig sein sollten, Roboter immer menschenähnlicher zu machen. Dies könnte mit ihrer eigentlichen Funktion, Menschen zu helfen, kollidieren.
Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Social Cognition nachzulesen.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung