Achtung, Drahtesel
Verkehrsminister Ramsauer kündigt Kampf gegen "Kampfradler" an
Ein bisschen klingt es nach "verkehrter Welt", wenn Verkehrsminister Peter Ramsauer in der neuen Osnabrücker Zeitung davon spricht, die Polizei sei damit überfordert, "der Verrohung dieser Kampf-Radler endlich Einhalt zu gebieten". Es klingt nach Wildem Westen, wo zwar nicht bewaffnete Cowboys auf ihren Pferden, dafür aber Horden marodierender Rowdys auf ihren wildgewordenen Drahteseln die Straßen unsicher machen und die armen Autofahrer in Angst und Schrecken versetzen. Nach Anarchie auf dem Radweg (sofern vorhanden), nach Gewalt und Provokation. Mit eigenen Augen will Ramsauer sogar beobachtet haben, wie Radler vor den Augen der Polizei über rot gefahren seien. Bekämpfen will er die radelnden Bösewichte jetzt mit härterem Vorgehen und der Wiederbelebung der alten WDR-Verkehrserziehungssendung "Der 7. Sinn", in der in ein paar Minuten unterhaltsam über Gefahren und schlechtes oder richtiges Verhalten im Straßenverkehr informiert wurde.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisiert Ramsauer für seine einseitige Darstellung, die stark von der Sicht der Autofahrer geprägt sei. Weder gebe es verlässliche Zahlen, die belegten, dass das Überqueren roter Ampel durch Fahrradfahrer besonders viele Unfälle verursache, noch, dass das reine Befolgen der Regeln durch Fahrradfahrer Unfälle verhindern könne - passieren viele Unfälle doch, weil Autofahrer die Radfahrer beim Rechtsabbiegen übersehen. Radfahrer seien zudem bei der Ampelschaltung benachteiligt.
Auch die Grünen kritisierten, Ramsauer verbreite eine fahrradfeindliche Stimmung, die man jetzt nicht brauche. Im Gegenteil brauche man eine Aufbruchsstimmung für mehr Radverkehr. Fahrradfahrer würden zudem auch deshalb gegen Regeln verstoßen, weil die nötige Infrastruktur fehle oder mangelhaft sei. Sichere Radwege sollten darum Priorität haben.
In Zeiten des Klimawandels und drohender Ressourcen-Knappheit ist es ohnehin schwer zu verstehen, wenn die Politik sich plötzlich auf Fahrradfahrer als Verkehrssünder einschießt. Fahrradfahren ist schließlich nicht nur gut für die Umwelt, sondern entlastet den Verkehr und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus (so lange man nicht von einem Auto über den Haufen gefahren wird). Möglicherweise hat Ramsauer bei seiner Kampfansage an Radfahrer vergessen, dass auch seine autofahrenden Wähler dann und wann ganz gerne aufs Radel steigen.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 11. April 2012