Wir drei verzweigt

Autorin: Robin Benway
Aus dem Englischen von Jessika Komina und Sandra Knuffinke

Maya, Joaquin und Grace führen drei sehr unterschiedliche Leben. Während Grace als glückliches und behütetes Einzelkind aufwächst, fühlt Maya sich in ihrer Familie mit ihrer kleinen Schwester ständig fehl am Platz. Im Gegensatz dazu hat Joaquin gar keine eigene Familie – stattdessen verbrachte er sein bisheriges Leben bei einer ganzen Reihe von Pflegefamilien, die ihn der Reihe nach wieder abgaben, wie ein Möbelstück, das doch nicht ganz so gut in den Raum passt, wie man es sich vorgestellt hat. Doch die drei haben etwas gemeinsam: ihre leibliche Mutter.

Als Maya sich entscheidet, nach ihrer leiblichen Mutter zu suchen, haben ihre Adoptiveltern eine Überraschung für sie: Ihre leibliche Mutter hat zwei weitere Kinder zu Adoption freigegeben; Maya hat also Geschwister. In der Hoffnung in den beiden die Unterstützung zu finden, die sie braucht um ihre leibliche Mutter zu suchen, macht sie sich auf die Suche nach ihnen. Doch was wenn die beiden gar nicht gefunden werden wollen? Oder wenn sie ganz anders sind, als Maya sie sich vorstellt? Mit all diesen Fragen im Hinterkopf schreibt Maya die allererste Email an ihre leibliche Schwester Grace und sorgt damit dafür, dass sich das Leben von vier Familien für immer verändert.
„Maya fragte sich, ob Grace, Joaquin und sie auch irgendwann diese Fähigkeit entwickeln würden, einfach still zusammen dazusitzen, zufrieden in dem Wissen, dass, egal, was mit den Eltern oder der Freundin los war, die Geschwister immer für einen da sein würden, wie Buchstützen, die einen aufrecht hielten, wenn man das Gefühl hatte, es selber nicht zu können.“

Dieser kurze Ausschnitt bringt sehr gut zum Ausdruck, was dieses Buch ausmacht. Grace, Maya und Joaquin stehen stets im Mittelpunkt und sind umgeben von Unsicherheit, Hoffnung und der Sehnsucht nach etwas undefinierbarem, das in ihrer eigenen Familie fehlt oder diese erweitern könnte. Die Geschichte ist unglaublich emotional ohne kitschig zu sein, als Leser erlebt man mit jedem der drei Haupt-Protagonisten Höhen und Tiefen, fühlt ihren Schmerz, aber auch ihre Hoffnung. Dabei ist man als externer Beobachter verleitet, die eigene Familie mit anderen Augen zu sehen und entwickelt eine neue Wertschätzung für alle Menschen, die einem in schwierigen Situationen Halt geben. Die Geschichte von Grace, Maya und Joaquin ist also keine leichte Kost, aber trotzdem wunderschön. Eine Reihe an Geheimnissen, die nach und nach gelüftet werden, macht das Buch spannend und kurzweilig. Insgesamt kann ich dieses Buch jedem weiterempfehlen, der etwas übrig hat für Rührseligkeit ohne Kitsch und der Gefallen an Büchern findet, bei denen man auch mal vor Glück weinen muss.


*Erschienen bei magellan*

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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 27. August 2018