Woran man Egoisten erkennt
Körpersprache verrät, wem wir nicht trauen (können)
Ob wir unserem Gegenüber vertrauen können? Das ist oft schwierig einzuschätzen, wenn wir die Person nicht richtig kennen. Oft entscheiden da das Bauchgefühl und die Sympathie. Offenbar lassen wir uns aber auch von Gesten beeinflussen. Wer erst die eigenen Hände berührt, anschließend das Gesicht, dann die Arme kreuzt und sich zurücklehnt, hat schlechte Chancen, unser Vertrauen zu gewinnen. Diese vier Gesten sind den PsychologInnen der Northeastern University nämlich besonders aufgefallen, als sie in einer Studie untersucht haben, wie sich Egoisten entlarven.
Im ersten Experiment hatten die 86 TeilnehmerInnen fünf Minuten Zeit, sich mit einem fremden Studenten zu unterhalten: entweder persönlich oder per Nachrichten über einen Chat. Die Gespräche, die von „Angesicht zu Angesicht“ stattfanden, zeichneten die ForscherInnen per Video auf. Nach dem Kennenlernen spielten die jeweiligen Partner gemeinsam ein Spiel, bei dem es Geld zu gewinnen gab.
Räumlich voneinander getrennt konnten die Teilnehmenden entscheiden, wie viele Spielechips sie von vieren setzen. Behielt der Spieler die vier Chips für sich, waren sie jeweils einen Dollar wert. Gab der Spieler die Chips an seinen Mitspieler ab, so verdoppelte sich ihr Wert. Wenn beide Mitspieler ihre Chips einander abgaben, konnten sie also jeweils acht Dollar für sich gewinnen. Wer sich egoistisch verhielt, die Chips des Mitspielers einheimste und die eigenen behielt, erhielt sogar zwölf Dollar. In diesem Spiel ging es also um Vertrauen und darum, einschätzen zu können, wie sich das Gegenüber verhält. Und siehe da: Diejenigen, die ihre Mitspieler zuvor persönlich kennengelernt hatten, konnten besser einschätzen, wie egoistisch sich diese im Spiel verhalten werden, als die Chat-PartnerInnen.
Doch warum war ihre Trefferquote um ca. 30 Prozent besser? Wie hatten sie die Egoisten im Gespräch entlarvt? Das versuchten die ForscherInnen nun an den Videoaufzeichnungen, die vor dem Spiel entstanden sind, abzulesen. Dabei sind ihnen diese vier Gesten besonders aufgefallen: diejenigen, die sich im Spiel später egoistisch verhielten, berührten besonders oft ihre Hände oder ihr Gesicht, sie lehnten sich zurück und verschränkten die Arme. Einzelne dieser Gesten schienen nicht viel zu bedeuten. Tauchten mehrere dieser Gesten in Kombination immer wieder auf, gaben sie aber anscheinend Aufschluss über die Vertrauenswürdigkeit einer Person.
Um dies zu überprüfen, führten die ForscherInnen ein zweites Experiment durch. In diesem kam ein Roboter namens Nexi zum Einsatz. 64 „neue“ StudentInnen absolvierten das gleiche Spiel wie die TeilnehmerInnen des ersten Experiments, nur mit dem Roboter als Mitspieler anstatt einer realen Person. Vor dem Spiel unterhielt sich der Roboter zehn Minuten lang mit seinem Gegenspieler. Nexi war so programmiert, dass er während des Gesprächs gewöhnliche Unterhaltungsgesten einbaute wie Schulterzucken, oder aber er gebrauchte die vier Gesten, die die WissenschaftlerInnen als vertrauensmindernd einstuften. Und siehe da: Verschränkte Nexi häufiger die Arme, lehnte sich zurück und berührte sein Gesicht und Hände, trauten die TeilnehmerInnen dem niedlichen Roboter im anschließenden Spiel weniger und behielten das Geld lieber für sich.
Ob wir Personen trauen und ihnen auch trauen können, ist eine komplexe Angelegenheit. Die Studie behauptet nicht, dass wir Personen, die sich der vier vorgestellten Gesten bedienen grundsätzlich misstrauen sollten. Auch seien diese nonverbalen Signale garantiert nicht die einzigen, die unser Urteil beeinflussen, betonen die ForscherInnen im Fachmagazin „Psychological Science“. Aber die Körpersprache unseres Gegenübers hinterlässt auf uns auf jeden Fall einen Eindruck – auch wenn wir dies gar nicht bewusst wahrnehmen.
Die Studienergebnisse wollen DeSteno und seine Kollegen außerdem nutzen, um zukünftige Roboter weiter zu modifizieren. So könnten sie womöglich vertrauenerweckender und freundlicher wirken, wenn sie bestimmte Gesten meiden, hoffen die ForscherInnen.
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Autorin / Autor: Redaktion; Bild - Stand: 21. September 2012