Wie viel Uhr ist es auf dem Mond?

Ob es auf diese Frage eine Antwort gibt und warum die lunare Zeit überhaupt eine Rolle spielt, diskutieren Wissenschaftler:innen in der Fachzeitschrift Nature.

Spektakulärer Monduntergang hinter dem Cerro Paranal, der Heimat des Very Large Telescope; Bild: G.Gillet/ESO; CC BY 4.0

Verabreden sich zwei Astronautinnen für 18 Uhr in einer Bar auf dem Mond. Was klingt wie der Beginn eines schlechten Witzes, würde für Menschen, die sich auf dem Mond aufhalten, eine echte Herausforderung darstellen. Denn auch wenn der Mond seit einigen Jahren immer wieder Stippvisiten von der Erde bekommt, gibt es dort bisher keine eigene Zeit.

Die braucht der Mond ja auch nicht. Auf dem Mond muss schließlich niemand pünktlich zum Unterricht erscheinen oder wissen, wann die Mittagspause zu Ende ist. Trotzdem diskutieren Wissenschaftler:innen vermehrt darüber, wie viel Uhr es auf dem Mond eigentlich ist.

Warum braucht der Mond eine eigene Zeit?

Solange sich nur wenige Mondmissionen auf dem einzigen natürlichen Satelliten der Erde aufhalten, ist die Frage der Zeit laut dem Fachmagazin Nature nicht so relevant. Das kann sich aber ändern, wenn es immer mehr Teams werden, die sich miteinander absprechen und koordinieren müssen oder wenn feststehende Mondbasen errichtet werden. Und damit ist, laut Nature, schon in der näheren Zukunft zu rechnen.

Denn wenn sich mehr Teams im All befinden, so die Überlegung, werden mehr Absprachen nötig sein. Und dafür ist eine gemeinsame Zeit unerlässlich.

Wie die Zeit aktuell ermittelt wird oder ein kurzer Exkurs zur UTC

Bisher orientieren sich Mondmissionen an der Zeit ihrer jeweiligen Basen auf der Erde. Die liegen aber nicht alle in der gleichen Zeitzone. Wenn gleichzeitig eine Mondmission der ESA (European Space Agency) und der NASA unterwegs sind, ist es bei den einen also 15 Uhr und bei den anderen 9 Uhr. Für gemeinsame Absprachen ist das unpraktisch. 

Um Verwirrungen zu vermeiden, könnten die Weltraum Agenturen sich auf eine gemeinsame Zeit einigen, etwa die UTC+1, also die deutsche Winterzeit. Blöd ist nur, dass die Uhren auf dem Mond durch die Gravitationskraft schneller ticken als die auf der Erde. Für die meisten von uns dürfte die Differenz minimal klingen - laut Nature sammeln sich über einen 24 Stunden Zyklus lediglich 56 Mikrosekunden an. Dennoch: Eins zu eins lässt sich die Zeit nicht übertragen und über einen langen Zeitraum hinweg addieren sich solche Mikrosekunden auf. Außerdem wirkt auch die Position auf der Mondoberfläche in das Verstreichen der Zeit mit hinein und lässt die Uhren gewissermaßen anders schlagen.

Die Mondzeit könnte sich natürlich auch einfach an ähnlichen Parametern wie hier auf der Erde orientieren und den Auf- und Untergang der Sonne als Rahmung für einen Tag nehmen. Da der Zeitraum, in dem ein Ort auf dem Mond Sonne oder keine Sonne abbekommt jedoch deutlich länger ist als auf der Erde, wäre ein Mondtag 29,5 Erdentage lang. Für Astronaut:innen und Forscher:innen die im Kontakt mit der Erde bleiben müssen, ist auch diese Berechnung also nicht ideal.

Jörg Hahn von der ESA erkennt eine weitere Herausforderung, sobald dauerhafte Mondbasen errichtet werden, in denen Menschen sich über einen längeren Zeitraum aufhalten. Hahn zufolge bräuchte der Mond dann, ähnlich wie die Erde auch, Zeitzonen. So könnte sichergestellt werden, dass der für Menschen wichtige 24 Stunden Tagesrhythmus, der eine Ruhe- und Schlafphase enthält auch garantiert werden kann.

Space Wide Web

Neben Verabredungen zu Heißgetränken oder wichtigen Konferenzen ist eine einheitliche luneare Zeit vor allem entscheidend für geplante Navigationssysteme auf dem Mond. Dafür wollen Forscher:innen ein System mit drei Satelliten installieren, die, versehen mit ihren ganz eigenen Atomuhren, Signale an den Mond senden. Solche Navigationssystem könnten auch einen ersten Schritt für ein luneares oder, noch größer gedacht, ein allweites Internet darstellen.

Um die zeitkritische Frage der Mondzeit zu klären, arbeitet die NASA mit Hilfe der ESA genau daran. Sie forschen zu dem sogenannten LunaNet. Ähnlich wie in dem uns bekannten Internet sollen darin Navigationssysteme über Mondsatelliten, Kommunikations- und Computersysteme zusammengefasst werden. „Die Idee ist, ein Internet fürs Solarsystem herzustellen“, so Cheryl Gramling von der NASA. „Und den ersten Schritt machen wir auf dem Mond.“ Auch wenn die Mondzeit noch nicht feststeht, seine Stunde scheint schon zum Greifen nah.

Quelle:

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Autorin / Autor: Karla Groth, Nature; Bild: G.Gillet/ESO; CC BY 4.0 - Stand: 10. Februar 2023