Keine antike Tradition
Das olympische Feuer ist weitaus jünger, als viele denken.
Dieses Zeremoniell ist weitaus jünger, als viele denken. Mit den Olympischen Spielen des Altertums habe ich nämlich nichts zu tun. Damals gab es keine Fackelläufe, sondern Boten, die im Vorfeld der Spiele aufbrachen und den Olympischen Frieden verkündeten, damit alle Sportfans der Antike gefahrlos nach Olympia reisen konnten. Ich dagegen bin eine Erfindung der Nationalsozialisten. 1936 brachten mich 3.331 Läuferinnen und Läufer über 3.187 Kilometer von Griechenland zu den Olympischen Sommerspielen nach Berlin. Acht Tage haben sie dafür gebraucht.
Mittlerweile sind die Fackelläufer länger unterwegs, aber erst seit dem Jahr 2000 werden die Stationen weltweit, seit 2004 auf jedem Kontinent ausgewählt. Entzündet werde ich vor den Ruinen des Hera-Tempels in Olympia – und zwar nicht etwa mit Grillkohleanzünder oder Feuerzeugbenzin. Ich darf ausschließlich mit Hilfe der Sonnenstrahlen, die in einem Hohlspiegel gebündelt werden, entstehen. Tricks sind nicht mal bei schlechtem Wetter zulässig. Falls es am Tag des Auftakts zum Fackellauf regnet oder bewölkt ist, greift das Nationale Olympische Komitee Griechenlands auf eine Flamme zurück, die ein paar Tage zuvor während einer Probe auf traditionelle Weise entzündet wurde und dann für alle Fälle in einer Sicherheitslampe brennt.
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Autorin / Autor: Jana Kellermann - Stand: 13. August 2008