"Gewalt gehört zu unserem Alltag"
Eine Auswahl feministischer Positionen zu den Übergriffen gegen Frauen und Mädchen in der Silvesternacht in Köln
Nach den Vorfällen in der Silvesternacht, bei der in Köln und anderen deutschen Städten zahlreiche Mädchen und Frauen sexualisierte Gewalt auf öffentlichen Plätzen erleben mussten und kaum Hilfe von der anwesenden Polizei erhielten, überbieten sich Presse und Politik mit Interpretationen, Kommentaren und Forderungen nach Gesetzesverschärfungen. Leider bezieht sich die Debatte aber immer weniger auf die Tatsache, dass Gewalt gegen Frauen allgegenwärtig ist - und in Deutschland immer noch hauptsächlich von deutschen Männern ausgeübt wird - sondern im Fokus steht der Umgang mit straffällig gewordenen männlichen Flüchtlingen und Migranten und die Untersuchung der angeblichen "Andersartigkeit" des "arabischen Mannes", die von mehr oder weniger allen deutschen Leitmedien betrieben wird.
Es dauerte nicht lange, bis nach Bekanntwerden der Übergriffe die Forderung nach einer Änderung der gesamten Asylpolitik laut wurde und Rechtspopulist_innen sich in ihrer Meinung bestätigt sahen, dass Einwanderung zu massiven Problemen führe. Mit dem Argument, die Sicherheit von Frauen schützen zu wollen, nutzen mittlerweile nicht nur AfD, PEGIDA und andere am rechten Rand die Stimmungslage aus, um weiter gegen Flüchtlinge und Migranten zu hetzen, sondern es machen leider auch viele bürgerliche Medien bei der Verallgemeinerungswelle mit. Schlimmer noch: In der sich immer weiter aufpeitschenden Stimmung kommt es zu immer mehr brutalen Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte und Menschen vermeintlich "anderer Herkunft", die von rechten Gewalttätern verübt werden, die die Vorfälle in der Silvesternacht "an ihren Frauen rächen wollen".
Bei aller Solidarität mit den Opfern der Vorfälle in der Silvesternacht wird aber von vielen übersehen: Mädchen und Frauen kennen das Thema sexualisierte Gewalt nicht erst seit der Jahreswende 2015/16. Darauf weisen viele Feministinnen in ihren Stellungnahmen hin und wehren sich gegen eine Vereinnahmung des Themas durch rechte und rassistische Hetze. LizzyNet hat sich umgeschaut und hat einige Positionen von Feministinnen für euch gesammelt, die im allgemeinen Mediendschungel leicht untergehen, da sie die Sicht auf die Vorkommnisse am Kölner Hauptbahnhof in den Kontext tagtäglich erlebter sexueller Übergriffe und Gewalt gegen Frauen setzen und sich dagegen wehren, die Auseinandersetzung mit dem Thema in eine von Rassismen geprägte Debatte abrutschen zu lassen.
Gerne könnt ihr uns auch eure Sicht der Dinge mitteilen und per E-Mail an redaktion@lizzynet.de schicken. Wir freuen uns über eine konstruktive Diskussion!
Ein Auswahl feministischer Positionen von Aktivistinnen, Frauenberatungsstellen und Frauenverbänden
#ausnahmslos
Feminist_innen fordern einen differenzierteren Umgang mit den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht
Eiertanz
Blogbeitrag der Autorin Ingrid Strobl, veröffentlicht am 6. Januar 2016
Sexualisierte Gewalt an Frauen
Pressemitteilung der LOBBY FÜR MÄDCHEN zu den Übergriffen gegen Frauen in Köln an Silvester:
Stellungnahme zu den Übergriffen in der Silvesternacht
Vom Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 15. Januar 2015