Du denkst, was du liest
Studie: Negative Kommentare im Internet beeinflussen unsere Meinung zum Thema.
Das Internet eröffnet uns Usern unzählige Möglichkeiten, seinen Senf zu allem möglichem dazu zu geben. Über Facebook und Co. können wir Inhalte an andere weitergeben – und unsere Meinung gleich mit. Selbst unter Artikeln wie diesem hier findet sich inzwischen meist eine Kommentarfunktion (siehe unten ;-) ). Wer sich öfters in Sozialen Netzwerken oder Foren herumtreibt, wird auch dieses Phänomen kennen: Bei umstrittenen Themen kommt es unheimlich schnell zu seitenlangen Diskussionen, die Gemüter erhitzen sich, irgendwann beleidigen sich die Schreibenden gegenseitig. Und man weiß bald gar nicht mehr, was man denken soll. Dass meinungsgefärbte Kommentare tatsächlich die Einstellung von (zuvor neutralen) Lesern beeinflussen können, hat jetzt eine Studie von Forschern der University of Wisconsin in Madison belegt. Die US-Amerikaner fanden dabei heraus, dass sich insbesondere negative Kommentare auf andere Nutzer auswirken.
*Unhöflichkeit wirkt*
Die Wissenschaftler wählten für ihre Untersuchung ein Thema aus, von dem zwar fast jeder schon einmal gehört haben dürfte, über das aber kaum jemand wirklich etwas weiß: Die Risiken der Nanotechnologie. Sie gingen davon aus, dass die meisten Menschen nur eine vage Meinung zu diesem Thema haben. Knapp 1200 Probanden bekamen einen fiktiven Blogeintrag über Nanotechnologie zu lesen, der neutral sowohl Vor- als auch Nachteile aufzählte. Bei der Hälfte der Teilnehmer standen darunter ebenfalls neutrale, betont sachliche Kommentare; die andere Hälfte wurde mit unsachlichen, beleidigenden Beiträgen konfrontiert – beispielsweise „Wer die Vorteile der Nutzung von Nanotechnologie nicht sieht, ist ein Idiot!“ Es zeigte sich, dass die zweite Gruppe danach dem Thema ablehnender gegenüberstand als zuvor. An der Sichtweise derjenigen, die rein sachliche Kommentare gelesen hatten, änderte sich nichts. Offensichtlich beeinflussen also polemische Beiträge die Lesenden negativ. „Ähnlich, wie Streitereien unhöflicher Politiker im Fernsehen zu einer Polarisierung unter den Zuschauern führen, können auch wütende und unhöfliche Kommentare in Blogs Online-User polarisieren“, schreiben die Wissenschaftler.
*Auf den Tonfall kommt es an*
Auch wenn für die Studie nur das Thema Nanotechnologie herangezogen wurde, kann man davon ausgehen, dass die Ergebnisse sich genauso auf andere Bereiche übertragen lassen. Das Internet bietet zwar die wunderbare Möglichkeit, ein Thema mit vielen unterschiedlichen Menschen öffentlich zu diskutieren und sich eben auch andere Meinungen anzuhören als die eigene – aber das birgt auch die Gefahr der Beeinflussung. Die Studie deutet darauf hin, dass dabei gerade der Ton die Musik macht: Die neutrale Darstellung der Chancen und Risiken im Artikel zählten für die Leser offenbar weniger als die Polterei darunter. Unhöfliche, beleidigende Kommentare bleiben hängen und wirken sich aus, auch wenn sie gar keine Argumente enthalten.
Wenn ihr also zukünftig Kommentare und Diskussionen zu Streitthemen im Internet lest, bleibt kritisch und lasst euch möglichst wenig beeinflussen. Meist hat nicht derjenige recht, der am lautesten schreit. ;-) Die eigene Meinung zählt, und die sollte man sich anhand möglichst sachlicher Argumente bilden.
Die Studie im Netz
Mehr beeinflusste Meinungen ;-) auf LizzyNet
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 13. März 2013