Dufte Botschaften!
Studie: Auch Menschen kommunizieren unbewusst über Gerüche
Es ist bekannt, dass in der Tierwelt viel über Duftstoffe kommuniziert wird: mein Revier, hau ab, ich bin gefährlich, Nachwuchs gefällig? - all das sind Botschaften, die sich in tierischen Duftbotschaften verbergen können. Aber wie ist das eigentlich bei uns Menschen? Können wir auch über chemische Signale kommunizieren, über Gerüche vermitteln, was wir fühlen - etwa ob wir Angst haben oder uns ekeln?
Gün Semin und ihre KollegInnen von der Utrecht Universität wollten genau das herausfinden. Sie stellten die These auf, dass Menschen, die Angstschweiß riechen oder den Schweiß von Menschen, die sich geekelt haben, ähnlich reagieren wie die Menschen, die diesen Schweiß abgesondert haben. Die Emotionen Angst oder Ekel sollten ihnen also am Gesicht abzulesen sein, vermuteten die ForscherInnen. Tatsächlich hat die menschliche Grimassenschneiderei bei verschiedenen Emotionen auch einen tieferen Sinn: die warnt nicht nur andere über mögliche Gefahren, sondern schützt auch den eigenen Körper. So sorgt ein angsterfülltes Gesicht (weit aufgerissene Augen) dafür, dass wir mehr über die Nase atmen, mehr sehen und potentielle Gefahrenquellen schneller wahrnehmen können. Ein Gesicht voller Ekelsignale hingegen sorgt dafür, dass wir unsere Sinne eher verschließen: eine gerümpfte Nase und runtergezogene Augenbrauen machen die Schotten gegen eventuelle Gifte oder Keime dicht.
*Angstschweiß, Ekelschweiß*
Für ihre Untersuchungen schauten die WissenschaftlerInnen also, welche Grimassen Testpersonen - ganz unbewusst - schneiden, wenn sie Angst oder Ekelschweiß zu riechen bekommen. Den Schweiß sammelten sie von Männern, die sich zwei Tage an strikte Duftneutralitätsregeln halten mussten (nicht rauchen, kein Deo usw.) und dann Filme zu sehen bekamen, die entweder angst- oder ekelauslösend waren.
Anschließend wurden weibliche Testpersonen diesen Schweißproben ausgesetzt während sie visuelle Aufgaben lösen mussten. Dabei wurden ihre Gesichter gefilmt und die Augenbewegungen erfasst. Tatsächlich entsprachen die Gesichtsausdrücke der Teilnehmerinnen den jeweiligen Düften: der Angstschweiß verursachte angsterfüllte Gesichtsausdrücke, der Ekelschweiß eine Ekel-Mimik. Außerdem veränderte sich auch das Schnüffelverhalten der Probandinnen - je nachdem, welchem Geruch sie ausgesetzt worden waren. Bei Angst wurden die Sinne eher geschärft und nahmen so viel wie möglich auf und wahr - bei Ekel war es genau andersrum. All das war den Probandinnen aber gar nicht bewusst und es hatte auch nichts damit zu tun, wie intensiv der Geruch überhaupt wahrgenommen wurde und wie angnehm oder unangenehm die Testerinnen ihn grundsätzlich fanden.
*Emotionale Ansteckung über chemische Signale?*
Für die Forscherinnen zeigen die Ergebnisse, dass - entgegen der geläufigen Annahme, die menschliche Kommunikation erfolge ausschließlich über Sprache und sichtbare Signale, auch chemische Signale wie Gerüche eine Rolle spielen. Menschen könnten sich dadurch gegenseitig emotional synchronisieren, ohne, dass ihnen das bewusst werde. Das können auch ein Grund für die emotionale Ansteckung sein, die sich bei dichten Menschenmassen oft beobachten lasse.
Wenn ihr euch also nicht von den Emotionen anderer anstecken lassen wollt, müsst ihr euch also nicht nur Ohren und Augen, sondern auch die Nase zuhalten ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 6. November 2012